Aus Sicht der Ärztekammer Sachsen-Anhalt sollten Abiturientinnen und Abiturienten aus dem Land bessere Chancen auf einen gewünschten Medizinstudienplatz bekommen. Dazu solle das Zulassungsverfahren verändert werden, forderte der Präsident der Ärztekammer, Uwe Ebmeyer, am Mittwoch in Magdeburg. Wenn ein Abiturient aus Sachsen-Anhalt die Voraussetzungen für ein Studium erfülle und in Halle oder Magdeburg studieren wolle, solle ihm das auch ermöglicht werden. Bislang werde etwa ein 1,0-Abitur aus Sachsen-Anhalt im Vergleich mit einem bayerischen abgewertet, so Ebmeyer. An den medizinischen Fakultäten in Halle und Magdeburg gebe es jedes Jahr rund 370 Absolventen, sagte der Ärztepräsident. Davon blieben nach zwei Jahren noch 40 Prozent im Land. Hätten mehr Medizinstudierende ein enges Verhältnis zu Sachsen-Anhalt, entschieden sich der Erwartung der Ärztekammer zufolge mehr für eine Niederlassung in Sachsen-Anhalt und könnten freiwerdende Praxen übernehmen. Laut Ebmeyer gibt es rund 100 Medizinstudierende aus Sachsen-Anhalt zu wenig pro Jahr.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Jörg Böhme, sagte, es gebe weiter einen eklatanten Ärztemangel bei den Haus- und Fachärzten. Ein Drittel der Ärzte sei 60 Jahre alt und werde in den kommenden Jahren nicht mehr zur Verfügung stehen. Immer mehr Ärzte arbeiteten in Teilzeit, so dass mehr Mediziner nötig seien. Böhme und Ebmeyer erklärten, es seien etwa 420 bis 440 junge Ärzte pro Jahr nötig.
Böhme sagte, wenn nicht gegengesteuert werde, könnten immer mehr Patienten Probleme bekommen, einen Haus- oder Facharzt zu finden. Längere Wartezeiten und längere Fahrtzeiten würden voraussichtlich folgen. Böhme erwartet, dass andere Strukturen wie die Notfallversorgung verstärkt belastet werden.
In Sachsen-Anhalt gibt es laut der Ärztekammer gut 9800 berufstätige Ärzte, etwa 5650 sind in stationären Einrichtungen tätig, knapp 3700 ambulant in Praxen und medizinischen Versorgungszentren.