Im Streit um den Rügen-Terminal für Flüssigerdgas (LNG) stößt die vom Petitionsausschuss des Bundestags geplante Standortbesetzung Anfang nächster Woche auf Kritik. Marvin Müller (SPD), Mitinitiator der Petition gegen das Terminal und Anlass seines Besuchs auf Rügen am Montag, sagte, er wolle, dass sich Menschen auf Augenhöhe begegnen. Stattdessen sei er „völlig entsetzt über den Ausgang der Dinge“. Er hält die Auswahl der Teilnehmer für die geplanten Gespräche für sehr einseitig. Es gibt keine Kritiker, etwa von Bürgerinitiativen oder der Natur- und Umweltschutzgesellschaft.
Die Tatsache, dass diesen Personen die Teilnahme aus „unerhörten“ Gründen verweigert wurde, erweckt den Eindruck, dass es sich „um einen reinen PR-Termin handelt, der mit möglichst wenig Widerstand durchgeführt werden sollte“.
Der Delegationsleiter, Bundestagsabgeordneter Bengt Bergt, wehrte sich gegen die Kritik. Der Ausschuss wird in der Lage sein, sich ein umfassendes Bild von der Situation vor Ort zu machen. Auch Vertreter des Tourismusverbands Rügen oder Experten des Nationalparks Jasmund und des Biosphärenreservats Südost-Rügen waren anwesend. Darüber hinaus ist Müller auch Bittsteller und zugleich Gemeindevertreter in Binz.
„Zweck des Ausschussbesuchs war es, die Mitglieder des Petitionsausschusses über die Vor- und Nachteile des LNG-Infrastrukturbauprojekts im Rügen-Sassnitzer Hafen Mukland zu informieren“, sagte Burgert. Der Schwerpunkt liege auf sachlicher Information, „gerade bei einem so emotional aufgeladenen Thema“. Es handelt sich zum Beispiel nicht um einen Bürgertreff, der gezielt Bürgerinitiativen zur Teilnahme einlädt – das ist mit diesem Format nicht möglich. „Formen bürgerschaftlichen Engagements hat es schon immer gegeben.“
AfD-Politiker Leif-Erik Holm sprach dagegen von Abschirmungen. „Auf jeden Fall werde ich am Montag meine Ablehnung des Projekts und meine Bedenken gegenüber dem Plan klar zum Ausdruck bringen.“ Holm, der eigentlich nicht im Ausschuss sitzt, sagte, er werde am Montag die Nachfolge seiner Fraktionskollegen antreten um an der Sitzung teilnehmen zu können. Insbesondere sollten Petitionsausschüsse Treffen mit Vertretern lokaler Bürgerinitiativen nicht blockieren. Jedenfalls waren sie am Montag dort.
Kritik kommt auch von Petitionsausschussmitglied Ina Lattendorf (links) und wie Holm von Landtagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern. „Wir haben rechtzeitig den Vorschlag gemacht, verschiedene Akteure einzuladen.“ So soll beispielsweise auch Kai Gardeja, der Tourismusdirektor des Ostseebades Binz und einer der schärfsten Kritiker des Projekts, einbezogen werden. Gardeja ist Mitunterstützer der Petition und trat im Mai zusammen mit Mueller vor dem Petitionsausschuss auf. Lattendorf sprach von „teils esoterischen Gründen“ für die Ablehnung der Einladung. „Es hieß, dass das Sassnitzer Rathaus für die anderen Teilnehmer zu klein sei oder der Zeitplan es nicht zulasse.“
Geplant waren Vorträge im Sassnitzer Rathaus und eine Exkursion in Muckland. Neben den Ausschussmitgliedern waren auch der Bürgermeister von Sassnitz, der Generaldirektor von Port Mukran, Vertreter der Landesregierung und Vertreter verbundener Unternehmen eingeladen.
Nach Angaben des Deutschen Bundestages fordert die zugrunde liegende Petition, die zusätzlich geplante LNG-Infrastruktur auf Rügen vom LNG-Beschleunigungsgesetz auszunehmen bzw. bereits getroffene Rechtsentscheidungen aufzuheben. Der Ausschuss wird die Petition daher in einer späteren Sitzung beraten und dem Bundestag eine Beschlussempfehlung vorlegen.
Die Bundesregierung ist der Ansicht, dass das Terminal für die Sicherheit der Energieversorgung wichtig ist, auch wenn es bei kalten Wintern oder bei Nutzung anderer Lieferwege zu einem Ausfall kommen kann. Kritiker hingegen führen unnötige Überkapazitäten sowie Bedenken hinsichtlich der für die Insel wichtigen Umwelt und Tourismus Rügens an.