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KV warnt vor Praxissterben in Berlin

Versorgungssituation in Arztpraxen
Die KV Berlin bemängelt eine krisenhafte Versorgungssituation in den ambulanten Praxen in Berlin.

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) warnt vor einem Praxissterben und damit einer Verschlechterung der ambulanten medizinischen Versorgung, sollten Politik und Krankenkassen nicht gegensteuern. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien für die niedergelassenen Ärzte ein gravierendes Problem und zunehmend existenzbedrohend, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Burkhard Ruppert am Dienstag. «Es handelt sich um eine akute Krisensituation.»

Er forderte deutliche Honorarsteigerungen und eine Abschaffung der seit Jahrzehnten üblichen, mittlerweile aus seiner Sicht aber nicht mehr zeitgemäßen festen Budgets für ärztliche Leistungen. «Im Durchschnitt erhalten die Berliner Praxen für 20 Prozent ihrer erbrachten Leistungen kein Honorar.» Hinzu kämen hohe Teuerungsraten, massiv gestiegene Energiepreise und eklatanter Fachkräftemangel.

In 5776 Berliner Praxen arbeiten laut KV derzeit 10.393 Ärzte und Psychotherapeuten auf rechnerisch 8173 Stellen. Dabei gebe es zwei Trends. Zum einen arbeiteten immer mehr Ärzte in Teilzeit. Zum anderen entschieden sich immer mehr für eine Tätigkeit als angestellte Mediziner, statt eine Niederlassung anzustreben. Momentan liege ihr Anteil in den Praxen bereits bei einem Viertel.

Wegen der schlechten Rahmenbedingungen sei die Gründung einer eigenen Praxis für Ärzte nicht nur unattraktiv, sondern sie berge ein hohes wirtschaftliches Risiko, sagte KV-Vize Christiane Wessels. Aktuell sind laut KV bei Hausärzten rund 140 Sitze offen. Weil sich schon seit Jahren immer weniger Mediziner niederlassen, ist laut KV mittlerweile die Hälfte der Ärzte und Physiotherapeuten 55 Jahre oder älter. 800 von aktuell 2300 Hausärzten gehen demnächst in Rente.

Folge dieser Entwicklung: Nach Angaben der KV gilt die hausärztliche Versorgung in den drei Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick mittlerweile als schlecht. In absehbarer Zeit folgten Reinickendorf und Spandau.

Noch könne man nicht von einer Unterversorgung reden, sagte Ruppert, der sich mehr Unterstützung der Bezirke bei der Suche nach Praxisräumen wünscht. Das sei aber in den kommenden Jahren nicht mehr auszuschließen. Auch bei Frauen-, Haut-, Augen- und HNO-Ärzten steuere Berlin in einzelnen Bezirken auf einen Versorgungsmangel zu. «Es ist nicht mehr 5 vor 12, sondern längst 5 nach 12», so Ruppert.

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