Im Zusammenhang mit einer Straßensitzblockade in Stralsund, bei der ein Lkw-Fahrer einen Klimaaktivisten angefahren haben soll, führt die Staatsanwaltschaft inzwischen vier Ermittlungsverfahren. Diese richten sich gegen den Lkw-Fahrer, gegen die Aktivisten selbst sowie gegen einen Mann und einen Unbekannten, die die Protestierenden attackiert haben sollen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stralsund am Donnerstag sagte. Man hoffe, die Verfahren – vor allem die Ermittlungen gegen den 41 Jahre alten Lkw-Fahrer wegen versuchter Körperverletzung – bis Ende September abschließen zu können.
Vor rund einem Monat – am 12. Juli – hatten sechs Klimaaktivisten den Verkehr auf einer Verkehrshauptader in Stralsund behindert. Der Lkw-Fahrer soll laut Polizei drei Teilnehmer, die seine Fahrt behinderten, zum Teil von der Straße gezerrt und ihnen Schläge angedroht haben. Dann habe sich der Mann ans Steuer gesetzt und sei kurz angefahren. Dabei wurde ein junger Demonstrant, der rechts vor der Stoßstange auf der Straße saß und sich steif gemacht hatte, nach vorn geschoben. Ernsthaft verletzt wurde laut Polizei niemand. Der Demonstrant stand auf, der Lkw fuhr weiter.
Dem Lkw-Fahrer, der sich danach bei der Polizei meldete, wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Führerschein entzogen. Dagegen legte dessen Anwalt Rechtsmittel ein. Nun habe das Landgericht den vorläufigen Führerscheinentzug bestätigt, sagte der Sprecher. Endgültig soll dazu am Ende des Ermittlungsverfahrens entschieden werden. So wird auch geprüft, ob der Fahrer den Demonstranten sehen konnte. Gegen die Aktivisten wird wegen Verdachts der Nötigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. In sozialen Medien hatte der Fall für heftige Debatten gesorgt, wobei viele Teilnehmer Verständnis für die Haltung des Lkw-Fahrers zeigten.