Seine Mitspieler herzten ihren Elfer-Helden, der Gästeblock des VfL Bochums feierte Manuel Riemann mit Sprechchören. Doch der Routinier selbst stapfte nach dem 0:0 mit zwei gehaltenen Elfmetern zügigen Schrittes in die Kabine des Leipziger Stadions und schwieg wie üblich. «Manchmal ist er schon ein kleiner Hexer, der Riemann», befand RB Leipzigs frustrierter Offensivspieler Christoph Baumgartner. «Manu macht das einfach gut, er hat schon viele Elfmeter gehalten.» Aber zwei in einem Spiel? «Ich habe so etwas noch nie erlebt.»
Beim VfL kennen sie das. Die Paraden in Leipzig waren die gehaltenen Elfmeter zehn und elf in der Fußball-Bundesliga. Wie Riemann das macht? «Das bleibt vielleicht sein Geheimnis», sagte Bochums Trainer Thomas Letsch und lobte: «Er hat diesbezüglich einfach ein tolles Gefühl. Es ist kein Zufall, dass er so eine gute Quote hat.»
Riemann sei insgesamt ein klasse Rückhalt, sei positiv geblieben und Spieler des Spiels. «Ein überragender Manuel Riemann hat glücklicherweise gereicht, um hier einen Punkt mitzunehmen. Das ist für uns ein großer Erfolg», betonte Letsch.
Natürlich ist der VfL nach der Nullnummer noch immer sieglos und steckt noch immer im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Doch allein der Fakt, dass man endlich einmal kein Gegentor kassierte, machte alle im dunkelblauen Trikot glücklich. «Wichtig war die Null. Die hat uns gefehlt», sagte Verteidiger Keven Schlotterbeck. Zuvor hatte Bochum in sechs Spielen satte 19 Gegentore hinnehmen müssen.
Der 26-jährige Schlotterbeck hatte mit seinem Foul an Xavi Simons in der 26. Minute für den ersten Leipziger Elfer gesorgt, den der Gefoulte zu lasch in die rechte Ecke platzierte. Für einen wie Riemann ein gefundenes Fressen.
Nach einer guten Stunde erhielt der 35-Jährige für seine offensichtliche Lieblingsbeschäftigung die nächste Chance. Der sonst so sichere Elfmeterschütze Emil Forsberg schickte den Ball zwar mit mehr Schärfe in die rechte Ecke, doch Riemann war wieder zur Stelle.
Womöglich mit leicht erhöhtem Euphorie-Spiegel brachte Sky-Experte Dietmar Hamann sogar eine Nominierung des 35 Jahre alten Riemann für die Nationalmannschaft ins Spiel. Und zwar als Nummer drei. «Der dritte Torwart hält eh nicht. Es ist nicht so, dass er zwei linke Hände hat. Er hat in den letzten Jahren gezeigt, was für ein toller Torwart er ist», sagte der Ex-Nationalspieler und ergänzte: «Wenn du so einen hast, würde ich mit dem Gedanken spielen. Es gibt ganz wenige Elfmeterkiller.»
Schon im Vorjahr hatte Riemann in Leipzig eine seiner Elfer-Paraden gezeigt. Doch damals nützte es wenig, Bochum verlor 0:4. Ein Jahr und eine Woche später war das anders. Leipzig wusste mit seinem Ballbesitz von 70 Prozent wenig anzufangen, die Müdigkeit war nach den schlauchenden Wochen mit den Hits gegen Bayern München und Manchester City zu erkennen. «Gegen uns macht er herausragende Spiele. Er ist ein guter Typ, klasse Torhüter. Wäre cool, wenn wir ihn irgendwann mal wieder bezwingen», sagte Leipzigs Trainer Marco Rose.
Der 47-Jährige war natürlich frustriert aufgrund des Ergebnisses, aber auf der anderen Seite auch froh über den Punkt. «An so einem Tag verliert man normalerweise noch 0:1», meinte Rose. Insgesamt gefalle ihm die Tendenz seiner Mannschaft jedoch. «Und das ändert sich auch nicht nach einem Punkt gegen Bochum.»