Nach dem Schuss auf einen 23-jährigen Mann in Hanau geht die Staatsanwaltschaft nach den bisherigen Ermittlungen nicht von einem rassistischen Motiv aus. Der Mann war bei der Tat im Juni schwer verletzt worden. Als mutmaßlicher Täter war ein 59-jähriger Mann in Untersuchungshaft genommen worden. Gegen den österreichischen Staatsangehörigen werde wegen des Verdachts des versuchten Totschlags, der gefährlichen Körperverletzung sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Hanau am Donnerstag auf Anfrage mit.
Auslöser der Tat im Juni dieses Jahres soll nach Erkenntnissen der Ermittler gewesen sein, dass das spätere Opfer den 59-Jährigen nach einem Aufeinandertreffen mit seiner Freundin und einer weiteren Frau zur Rede stellen wollte. Daraufhin soll es zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein, nach der der 59-Jährige auf den jüngeren Mann geschossen habe. Die Ermittlungen dauern noch an, weitere Angaben zu den Ergebnissen könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden.
Die Tat sorgt im Nachgang für Aufsehen, weil es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei dem Opfer um den ehemaligen Mitbetreiber des Kiosks handelt, der einer der Tatorte des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 war. Dies hatte zuvor die «Frankfurter Rundschau» berichtet. Ein 43-jähriger Deutscher hatte bei dem Anschlag neun Menschen aus rassistischen Motiven in Hanau erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.
Hinsichtlich der Motivlage der Tat im Juni dieses Jahres ermittele man in alle Richtungen, erklärte die Staatsanwaltschaft. «Ein etwaiges fremdenfeindliches oder rassistisches Motiv war bereits Gegenstand der Ermittlungen.» Hinweise auf ein solches Tatmotiv hätten sich bisher allerdings nicht ergeben. Der Tatverdächtige sei weiterhin in Untersuchungshaft.
Zeugen hatten am frühen Abend des 20. Juni Schussgeräusche gemeldet und die Polizei alarmiert. In einem Fahrstuhl eines Mehrfamilienhauses im Hanauer Pioneer Park war dann laut Polizei der schwer verletzte 23-Jährige gefunden worden. Er schwebte nicht in Lebensgefahr und wurde in einem Krankenhaus behandelt. In der Nähe war auch die mutmaßliche Tatwaffe, eine Pistole, gefunden worden. Der 59-Jährige hatte sich auf der mutmaßlichen Flucht vom Tatort selbst verletzt, auch er wurde zunächst in einer Klinik behandelt.