zum Inhalt

«Jüdische Ossis»: Wochenendfestival im Hans-Otto-Theater

Hans Otto Theater
Das Hans Otto Theater in Potsdam.

Mit einem Wochenend-Festival will das Potsdamer Hans-Otto-Theater am 11. und 12. März einen Blick auf die weitgehend unerzählte Geschichte der Juden in der DDR werfen. Unter dem Titel «Jüdische Ossis» geht es zum einen um die Erfahrungen der jüdischen Remigranten nach dem Zweiten Weltkrieg, die oft aus kommunistischer Überzeugung in die DDR zogen und dort in den 50er Jahren in die Mühlen einer politischen Säuberungswelle gerieten. Aber es gehe auch um die Perspektiven der Juden, die seit der Wende meist aus Osteuropa einwanderten, sagte Intendantin Bettina Jahnke am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms.

Das Festival schlägt einen direkten Bogen zur Geschichte des Potsdamer Theaters, wie Jahnke erläuterte. Von der Verfolgungswelle in den 1950er Jahren betroffen war auch Alfred Dreyfuß, von 1948 bis 1950 Intendant des Hans-Otto-Theaters. Wegen angeblicher Agententätigkeit wurde er zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, hunderte Juden verließen 1953 wegen der Säuberungswelle die DDR. Dazu gibt es am Samstagabend die szenische Lesung «Religion: Dissident».

Am Sonntag diskutieren die Regisseurin Barbara Honigmann und der Linke-Politiker Gregor Gysi über die Hoffnungen der Remigranten und die Realität in der DDR. Anschließend liest der Musiker André Herzberg aus seinem Roman «Was aus uns geworden ist», der sich mit den Erfahrungen der Kinder jüdischer Familien in der Nachkriegszeit der DDR auseinandersetzt. Sandra Anusiewicz-Baer und Lara Dämmig stellen ihr Buch «Jung und jüdisch in der DDR» vor.

Den Schlusspunkt setzen eine Lesung und eine Podiumsdiskussion zu Frage «Gibt es eigentlich jüdische Ossis?». Dabei geht es um die Frage, wie die Einwanderung von etwa 200.000 jüdischen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verändert. Konzipiert wurde das Festival von Stella Leder und ihrem Institut für neue soziale Plastik, in dem sich Kulturschaffende gegen Antisemitismus und für jüdische Themen engagieren.

Kommentare

Aktuelles