Insolvenz der Signa Holding: Zukunft der Benko-Gruppe unklar
Ein weiteres wichtiges Unternehmen im Signa-Firmennetzwerk des österreichischen Immobilien- und Einzelhandelsinvestors René Benko ist zahlungsfähig. Der Insolvenzantrag der Signa Holding GmbH ist der Tiefpunkt für den Konzern, der unter anderem eine Beteiligung an der Hauptstadt Kaldewei hält. Die Holding beantragte am Mittwoch beim Handelsgericht Wien die Einleitung eines selbstregulierenden Sanierungsverfahrens, was laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey „keine gute Nachricht“ für den Kaufhausstandort Berlin sei.
„Wir nutzen weiterhin alle Kommunikationskanäle, um die Auswirkungen besser abschätzen zu können. Allerdings sind die Auswirkungen des österreichischen Restrukturierungsprozesses auf das komplexe Unternehmen Signa in Deutschland noch nicht absehbar“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur wenn man gefragt wird. „Aber es ist klar, dass wir an unserem Ziel festhalten wollen: die dringend notwendige Weiterentwicklung der Berliner Kaufhausstandorte zu schützen und damit Beschäftigungs- und Versorgungsstrukturen für die Berlinerinnen und Berliner zu sichern“, sagte Giffey. Dafür brauche es verlässliche Partner, „die auch ihrer Verantwortung als Investor nachkommen können“.
Da es sich bei der vom Milliardär Benko gegründeten Signa Group nicht um einen hierarchischen Konzern, sondern um ein komplexes Netzwerk von Unternehmen handelt, müssen ihre zahlreichen Tochtergesellschaften selbst entscheiden, ob sie noch zahlungsfähig sind oder ob sie ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Nachrichtenagenturen lernen von den Gutinformierten.
Der Immobilien- und Handelskonzern Signa ist in einer Zeit historisch niedriger Zinsen stark gewachsen. Doch die Immobilienbranche kämpft seit Beginn des Ukraine-Krieges mit steigenden Bau- und Energiekosten sowie steigenden Zinsen, und auch Signal ist davon nicht verschont geblieben. Neben der Situation in der Immobilienbranche wies Signa in der Stellungnahme darauf hin, dass auch der stationäre Einzelhandel in Europa in den letzten Jahren stark unter Druck geraten sei. Die Investition brachte nicht den erwarteten Erfolg. „Trotz erheblicher Anstrengungen in den letzten Wochen kann die für eine außergerichtliche Sanierung erforderliche Liquidität nicht vollständig sichergestellt werden“, hieß es.
Galeria Karstadt Kaufhof für Millionen Dollar zu verkaufen
Welche Auswirkungen die Insolvenz der Signa Holding GmbH auf die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof haben wird, war zunächst ungewiss. „Die aktuelle Situation hat keine direkten negativen Auswirkungen auf Galeria. Wir werden die Ergebnisse dieses geordneten Prozesses in Ruhe abwarten“, sagte eine Unternehmensquelle. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern musste Ende 2022 in einer Schutzschirmklage eine zweite Rettung beantragen. Signal hat zugesagt, 200 Millionen Euro für Renovierungen auszugeben. Berichten zufolge sollen die ersten 50 Millionen US-Dollar im Februar fließen.
Die komplexe Signa-Gruppe ist an mehreren Bauprojekten in Deutschland beteiligt, die Medienberichten zufolge derzeit stillstehen. Zu diesen Projekten gehören in Berlin die Karstadt-Standorte in Neukölln und Wedding, ein Hochhausprojekt am Ku'damm und ein Gewerbeprojekt namens „Glance“ in Charlottenburg, Berlin. Zu Xenias Beteiligungen gehören auch das New Yorker Chrysler Building und das britische Kaufhaus Selfridges.
Millionen Versicherungsprämien in der Immobilienbranche
Die wertvollste Immobilie gehört nicht der Holding, sondern der Signa Prime Selection AG. Offiziellen Unternehmensangaben zufolge hat das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 1 Milliarde Euro verloren, da der Wert der als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien um rund 1 Milliarde Euro gesunken ist. Dennoch erhielten vier Vorstandsmitglieder von Signa Prime Selection Prämien in Höhe von insgesamt 19 Millionen Euro. Die Anleihen des Unternehmens im Wert von mehr als 200 Millionen Euro sollen am Donnerstag fällig werden. Ob auch diese wichtige Einheit der Signa-Gruppe und des Immobilienentwicklers Signa Prime Development AG in die Pleite gehen würde, war zunächst unklar.
Klar ist derzeit nur der Zeitplan der Holding, deren Jahresabschluss 2022 nicht im Handelsregister eingetragen ist. Das Gericht werde voraussichtlich einen Sanierungsverwalter ernennen, hieß es aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen. Über den Restrukturierungsplan wird innerhalb von 90 Tagen entschieden. Stimmen die Gläubiger zu, haben sie Anspruch auf mindestens 30 % ihrer Forderungen innerhalb von zwei Jahren.
Die Sporteinzelhandelssparte und die deutsche Immobilienverwaltungssparte von Signal haben in den vergangenen Wochen Insolvenz angemeldet. Das US-Magazin Forbes schätzt Benkos Vermögen auf 2,5 Milliarden Euro. Benko gab Anfang November auf Druck der Aktionäre seinen Rücktritt als Vorsitzender des Beirats von Signa bekannt. Der deutsche Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz ersetzte ihn und wird weiterhin als interner Berater fungieren, hieß es aus internen Quellen. Wie schon in den letzten Monaten schwieg Benko auch am Mittwoch zum Status seines zerfallenden Immobilien- und Handelsimperiums.
Lesen Sie auch:
Quelle: www.dpa.com