Nach dem Rücktritt von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wird Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (beide SPD) ihre Nachfolge antreten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Regierungskreisen.
Nach über einem Jahr im Amt gab Lambrecht am Montag seinen Rücktritt bekannt. Bundeskanzler Olaf Schulz (SPD) will am Dienstag seinen Nachfolger offiziell bekannt geben. Bei einem Termin in Mainz am Vormittag äußerte sich der Ministerpräsident nicht. Als mögliche Nachfolger wurden in den vergangenen Tagen mehrere weitere Namen genannt, darunter Bundeskanzler Wolfgang Schmidt, SPD-Chef Lars Klimber und Wehrbeauftragte Eva Hogel.
Pistorius ist jetzt eine Überraschung. Der niedersächsische Innenminister gilt als erfahrener Politiker. Pistorius hat sich in den vergangenen Jahren bei den Innenministern in Bund und Ländern einen Ruf als sachkundiger und professioneller Politiker erarbeitet. Obwohl er in Niedersachsen geblieben ist, hat er sich in den Wahlkampf- und Koalitionsverhandlungen auch an der innenpolitischen Positionierung der Bundes-SPD beteiligt.
Beim Innenministertreffen debattierte der für seinen Pragmatismus bekannte Pistorius mit Konservativen wie Ex-Innenminister Horst Seehofer (CSU) immer gerne öffentlich und ist schnell Die Worte sind scharf, aber niemals unhöflich. Vielleicht macht ihn auch sein Alter zu einem idealen Kandidaten für den Posten des Verteidigungsministers. Mit 62 Jahren hat ein Politiker endlich Zugang zum Chefbüro des Bendlerblocks, das oft als Schleudersitz und damit als potenzieller Karrierekiller gilt.
Pistorius wurde wiederholt mit politischen Ambitionen für ein politisches Amt auf Bundesebene identifiziert. So gibt es Gerüchte, dass Nancy Feiser Bundesinnenminister werden könnte, wenn er Spitzenkandidat der SPD bei der Landtagswahl in Hessen wird.
Pistorius absolvierte seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Nach Ableistung seines Wehrdienstes 1980-1981 studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius ist seit 2013 niedersächsischer Innenminister, vor wenigen Monaten hat seine dritte Amtszeit begonnen. Zuvor war er von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister von Osnabrück. Pistorius war verwitwet und hatte zwei Töchter.
Mit der Entscheidung zu Pistorius hat Schulz seine eigenen Ansprüche auf eine paritätische Besetzung seines Ministerteams unterlaufen. Früher waren es acht Männer und acht Frauen, jetzt sind es neun Männer und sieben Frauen – den Premierminister selbst nicht mitgezählt.