Das bayerische Handwerk leidet unter der Inflation und dem Auftragseinbruch im Wohnungsbau. Die Umsätze seien im ersten Halbjahr zwar nominal um zehn Prozent auf 71 Milliarden Euro gestiegen. «Nach Abzug der Preissteigerungen verbleibt unterm Strich allerdings ein reales Minus von 0,7 Prozent», sagte der Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Franz Xaver Peteranderl, am Freitag in München.
Die schwächelnde Konjunktur mache sich auch bei der Auftragslage bemerkbar: Ein Drittel der befragten Betriebe meldeten weniger Aufträge als im Vorjahr. Besonders die Bauwirtschaft leide unter schwacher Nachfrage: Im gesamten bayerischen Handwerk sank der durchschnittliche Auftragsbestand von 11,2 auf 9,7 Wochen, im Bauhauptgewerbe von 16 auf 12 Wochen. «Der heftige Auftragseinbruch im Wohnungsbau bereitet uns große Sorgen», sagte der Handwerkspräsident.
Für das Gesamtjahr sei im Handwerk noch ein nominales Umsatzplus von 7 Prozent möglich. «Da sich die Inflation aber nur langsam abschwächt, rechnen wir unterm Strich mit einem realen Minus von etwa 1 Prozent», sagte Peteranderl. «Die Beschäftigung wird wohl leider auch im dritten Jahr in Folge sinken.» Ende Juni dürften noch etwa 940 400 Menschen im bayerischen Handwerk gearbeitet haben – 0,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Trotz der schwierigen Lage war die Stimmung im bayerischen Handwerk noch vergleichsweise freundlich: 46 Prozent der befragten Unternehmen meldeten eine gute, 39 Prozent eine befriedigende Geschäftslage. Es gebe auch mehr Auszubildende. Bis Ende Juli hätten die Handwerkskammern 15 200 neue Lehrverträge registriert – 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr, sagte Hauptgeschäftsführer Frank Hüpers.