Bei 28 Grad Wassertemperatur ziehen die Schwimmer im kleinen Eisenberger Hallenbad ihre Bahnen, im Kinderbecken liegt die Temperatur noch etwas höher. Am Warmbadetag jeden Montag wird festgehalten – Besucher kämen viele, sagt ein Bad-Sprecher und betont: «Die Leute genießen diesen Luxus.» Wie in Eisenberg halten die meisten Betreiber von Bädern und Thermen in Thüringen trotz gestiegener Energiekosten am warmen Wasser fest.
«Während in anderen Bundesländern die Temperatur flächendeckend reduziert wurde und ganze Saunalandschaften geschlossen wurden, haben in Thüringen nur sehr wenige an der an der Temperatur geschraubt – und das meist nur für kurze Zeit», sagte der Leiter des Arbeitskreises Thüringer Bäder, Martin Fromm.
«Therme heißt Wärme», schreibt die Einrichtung in Bad Sulza auf ihrer Internetseite und betont, dass die Temperaturen stabil blieben. Auch in Bad Klosterlausnitz soll sich für Wasserratten nichts ändern. «Wir wollen das Wohlfühlambiente für unsere Gäste so lange beibehalten, wie es irgendwie geht», sagte eine Sprecherin der Therme. Gespart werde dort, wo die Gäste es nicht spüren – beim Einkauf oder bei der Temperatur in Büroräumen.
Da der Gasvertrag noch bis Ende 2023 laufe, mussten auch die Temperaturen im Solebad in Bad Salzungen nicht verändert werden, erklärte eine Sprecherin. 34 Grad seien es im Solebecken, 32 im Hauptbecken. Zur Behandlung bestimmter muskulärer Erkrankungen spiele diese Wärme eine wichtige Rolle, hieß es. «Die meisten Gäste sind daher froh, dass wir die Wassertemperatur nicht absenken.» Doch einige hätten gefordert, die Saunen abzuschalten.
Um die Kosten zu decken, musste die Schwimmhalle in Apolda die Öffnungszeiten für das Bad um 30 Prozent und für die Sauna um 40 Prozent verkürzen. Die Zeiten sollen langsam wieder erweitert werden, teilte ein Sprecher mit – jedoch nur soweit, dass die Preise nicht erhöht werden müssen. Die Therme in Hohenfelden verlangt bereits eine Wärmezulage von 1,60 Euro von jedem Erwachsenen. «Die Gäste kommen weiterhin und zeigen Verständnis», hieß es.
In den Jenaer Bädern wurden die Temperaturen seit September in Abstimmung mit den Stadtwerken und der Stadt «moderat abgesenkt», teilten die Betreiber mit. Nach eigenen Angaben haben sie sich dafür an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen orientiert.
Bereits im April habe die Gesellschaft einen Energieleitfaden für die rund 6000 Hallen- und Freibäder in Deutschland erarbeitet, sagte eine Sprecherin. Unter anderem wurde vorgerechnet, dass sich mit einer um zwei Grad verringerten Wassertemperatur und angepasster Luftfeuchtigkeit rund 25 Prozent Energie einsparen ließen.
Viele Bäder in Deutschland hätten in ihren Sportschwimmbecken die Temperatur von 28 auf 26 Grad heruntergedreht, sagte die Sprecherin der Gesellschaft. «Für Schwimmer ist das immer noch ziemlich warm und in jedem Fall vertretbar.» Becken für Nichtschwimmer oder für Kursunterricht wurden ihrer Erfahrung nach kaum angetastet. In der Anfangszeit habe der Fokus auf spontanen Maßnahmen gelegen, um die Bäder so lange wie möglich weiter öffnen zu können: Außenbecken wurden geschlossen und Wasser-Attraktionen abgeschaltet.
Jetzt gehe es um langfristige Maßnahmen, betont auch Martin Fromm vom Arbeitskreis Thüringer Bäder: Viele Betreiber investieren in neue Pumpen, optimieren die Wasseraufbereitung und installieren Photovoltaik-Anlagen zur Energiegewinnung auf den Dächern.
In der Mühlhäuser Therme konnten durch zahlreiche Maßnahmen wie die Umstellung aller Lampen auf LED-Technik bereits 32 Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden. Auch Ilmenau hat eine zukunftsfähige Lösung gefunden: Die Abwärme, die in der Eishalle durch die Aufbereitung der Fläche entsteht, beheizt das Wasser der Schwimmhalle, teilte die Stadt mit. So könnten beide Freizeiteinrichtungen ohne Einschränkungen weiter betrieben werden.