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In Deutschland sterben immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus.

Der Bericht zeigt eine dramatische Abnahme der Insektenpopulation.
Der Bericht zeigt eine dramatische Abnahme der Insektenpopulation.

In Deutschland sterben immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus.

Artikelübersicht

Lebewesen wie Schmetterlinge, Bienen und Feldvögel zeigen in Deutschland eine abnehmende Artenvielfalt, wie eine Studie mit über 150 Autoren feststellt. Die Populationen zahlreicher Arten nehmen ab, wie die Analyse "Facts Check Biodiversität" zeigt. Mehr als die Hälfte der verschiedenen natürlichen Lebensräume in Deutschland sind in einem schlechten oder unzureichenden ökologischen Zustand.

Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen. "Die Populationen von Vögeln in landwirtschaftlichen und offenen Landschaften haben in nur 40 Jahren um mehr als die Hälfte abgenommen", heißt es im Bericht. Auch die Vielfalt von Insekten hat gelitten, obwohl bestimmte Arten wie Libellen verbessert haben. Bedauerlicherweise zeigen viele Schmetterlingsarten negative Trends. Fast ein Drittel aller Arten auf den Roten Listen sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet.

Pflanzen leiden ebenfalls, insbesondere Feldpflanzen, sagt Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie und eine der leitenden Autorinnen der Studie. Dies sind wilde Pflanzen, die neben Kulturpflanzen auf Feldern oder Weinbergen wachsen. "Viele dieser Arten werden kaum noch gesehen", sagt Klein. Darunter Arten wie die Kornblume und das Deutsche Flohkraut.

Auf der positiven Seite gibt es einen Anstieg von nicht einheimischen Pflanzenarten, den Neophyten. Allerdings bleiben die Auswirkungen für die Zukunft unklar, sagt die Biologin.

Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt

Für die Analyse wurden die Kenntnisstandsberichte zu den fünf wichtigsten Lebensräumen in Deutschland - landwirtschaftliche und offene Landschaften, Wälder, Binnengewässer und Feuchtgebiete, Küsten- und Meeresgewässer, städtische Gebiete - ausgewertet und Zeitreihen der biologischen Vielfalt erstellt. Die meisten Daten zur biologischen Vielfalt stammen von Volunteers, wie die Autoren sagen. Langfristige offizielle Beobachtungen sind selten. Der Bericht wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Die Lebensräume in Deutschland werden in insgesamt 93 Habitat-Typen eingeteilt. Besonders besorgniserregend ist der Zustand von Grasländern, natürlichen Weiden, Mooren, Moorwäldern, Sümpfen und Quellen.

Außerdem sind rund neun Prozent der Habitat-Typen auf dem Meeresboden der Nordsee zerstört, wie die Faktenprüfung zeigt. Darunter Seetangwiesen auf flachen sandigen Böden und die Bänke der Europäischen Auster.

Nicht alles ist verloren

Der Bericht nennt die intensive Landwirtschaft mit Pestiziden als Hauptverursacher für den Verlust der biologischen Vielfalt. "Es werden weniger Pestizide verwendet", sagt Klein. Allerdings seien die Substanzen nun toxischer, sagt sie. Andere negative Faktoren sind der Abriss von Hecken in landwirtschaftlichen und offenen Landschaften, die Versiegelung von städtischen Oberflächen, großflächige Landschaftsentwässerung, insbesondere in Mooren und Feuchtgebieten, der Klimawandel und andere damit verbundene Einflüsse.

Die Autoren sind jedoch keine Pessimisten. Die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt, die Wiedereinführung bestimmter Arten und der Schutz anderer ist möglich und oft auch machbar. Für jeden Habitat-Typ gibt es Methoden, die biologische Vielfalt zu fördern. So war die Population der Seehunde in Deutschland fast ausgerottet, aber heute gibt es über 2000 Tiere. Dies zeige die Kraft des konsequenten Artenschutzes, sagt Helge Bruelheide, Professor für Geobotanik.

Die Qualität von Fließgewässern hat sich seit den 1970er Jahren dank der Abwasserreinigung deutlich verbessert, was sich positiv auf die Vielfalt von Wirbellosen auswirkt. Wirbellose sind zum Beispiel Libellen, Käfer oder Fliegen. Christian Wirth, ein Pflanzenökologe und Vorsitzender des Berichts, nennt die Zunahme von Mischwäldern und den Anstieg von totem Holz als weiteres positives Beispiel. Viele Waldorganismen sind von totem Holz abhängig.

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen handeln

Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt können die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft, die Erweiterung von Schutzgebieten, nachhaltige Fischerei in Küstengewässern und insektenfreundliches Mähen umfassen, wie der Bericht sagt.

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft tragen gemeinsam die Verantwortung für die Umsetzung. "Es passiert viel auf politischer Ebene", betont Wirth. Es gibt zahlreiche EU- und deutsche Direktiven, die dazu dienen, gefährdete Habitat-Typen und Arten zu schützen. Allerdings mangelt es oft an Koordination oder sie stoßen auf Widerstand, insbesondere von der Landwirtschaft und Forstwirtschaft.

Schließlich kann jeder auf seine Weise einen Unterschied machen, sagt Marion Mehring vom Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt. Zum Beispiel können Gartenbesitzer ihre Gärten naturnah gestalten. "Gartenflächen in Deutschland sind etwa so groß wie Naturschutzgebiete. Das bedeutet, dass sie tatsächlich einen Significanten Beitrag leisten können."

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