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Hunderte Tote nach Angriff auf Israel - Baerbock warnt

Angriff auf Israel
Schäden in Tel Aviv.

Nach dem überraschenden Großangriff auf Israel hat die islamistische Hamas im Gazastreifen den Beschuss des Erzfeindes in der Nacht fortgesetzt. Gegen mehrere Städte, darunter die Küstenmetropole Tel Aviv, gab es in der Nacht heftige Raketenangriffe.

Das israelische Militär bombardierte im Gegenzug weitere Kommandozentralen der Hamas. Bislang kamen in Israel nach Medienberichten mindestens 300 Menschen ums Leben. Rund 1590 Menschen seien verletzt. Auf Seiten der Palästinenser im Gaza-Streifen wurden mindestens 232 Menschen getötet und knapp 1700 verletzt, wie das dortige Gesundheitsministerium bekanntgab. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer großen Eskalation in der Region.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte eine harte Reaktion im Gazastreifen an. «Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln», sagte Netanjahu am Samstagabend in einer Ansprache. Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: «Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln». Israel werde Rache nehmen. «Dieser Krieg wird Zeit brauchen», sagte Netanjahu. «Es liegen noch herausfordernde Tage vor uns.»

Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürger betroffen sind

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte am Samstag tagsüber nach Militärangaben mehr als 3000 Raketen auf Israel abgefeuert. Gleichzeitig drangen am Morgen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor. Mehrere Israelis wurden nach Militärangaben in den Gazastreifen verschleppt. Ein Militärsprecher sprach von einer «erheblichen Zahl», genaue Angaben hat Israel bisher nicht genannt. Die Hamas, die von der EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, sprach von Dutzenden Entführten.

Die Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger betroffen sind. Man stehe mit den israelischen Behörden in engem Austausch, hieß es am Samstagabend aus dem Auswärtigen Amt. Die Lage sei unübersichtlich. In sozialen Netzwerken kursierten unbestätigte Berichte, dass eine deutsche Staatsbürgerin unter den Entführten sei.

Der Überraschungsangriff der Hamas startete genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973. Der damalige Angriff feindlicher arabischer Staaten auf Israel am höchsten jüdischen Feiertag gilt als bislang schwerstes nationales Trauma. «Dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas», sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Samstag in Berlin. «Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation», so die Grünen-Politikerin.

Gespräche über Bildung einer Notstandsregierung

Unterdessen identifizierte die israelische Marine in den vergangenen Stunden sieben Terroristen in der Gegend des Zikim-Strandes auf israelischem Gebiet, wie das Militär erklärte. Marinesoldaten und Flugzeuge hätten das Eindringen der Terroristen in Wohngebiete verhindert. Kampfflugzeuge hätten drei operative Kommandozentralen der Hamas angegriffen, die von der Terrororganisation genutzt würden, um vom Gazastreifen aus Terroranschläge gegen Israel zu verüben.

Dazu geht die Gewalt auch im Westjordanland weiter. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden am Samstag in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet, darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein weiterer Mann wurde palästinensischen Angaben zufolge nach einem versuchten Messerangriff von israelischen Soldaten erschossen.

Im Hintergrund liefen in Israel am Abend Gespräche über die Bildung einer Notstandsregierung. Regierungschef Benjamin Netanjahu habe den beiden Oppositionsführern Jair Lapid und Benny Gantz den Eintritt in eine Notstandsregierung angeboten, teilte ein Sprecher von Netanjahus Likud-Partei mit. Zuvor hatte Lapid bereits die Bereitschaft dazu signalisiert. Medienberichten zufolge soll ein Treffen zwischen Lapid und Gantz jedoch ohne Einigung geblieben sein.

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