Haushaltsschlagzeilen verunsichern auch Staaten – Bundesrat tagt
Der Bundesrat wird an diesem Freitag seine erste Sitzung seit dem Karlsruher Haushaltsbeschluss abhalten. Nachdem das Bundesverfassungsgericht letzte Woche eine 60-Milliarden-Euro-Umschichtung im Haushalt 2021 für ungültig erklärt hatte, fragen sich die Länder, welche finanziellen Zusagen des Bundes noch gelten. Unterdessen forderte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Ampel-Union angesichts der Haushaltskrise zum Sparen auf. „Wir sprechen von einem enormen zusätzlichen Integrationsbedarf“, sagte er dem Handelsblatt. Die jährlichen Spenden belaufen sich auf etwa Milliarden Dollar.
Ampel will Schuldenbremse-Ausnahme noch in diesem Jahr
Die Ampel-Gewerkschaft will wegen des Karlsruher Haushaltsbeschlusses in diesem Jahr von der Schuldenbremse ausgenommen werden. Lindner kündigte am Donnerstag an, dass er dem Kabinett nächste Woche in Absprache mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) einen Nachtragshaushalt vorlegen werde. Ein Sprecher von Lindners Ministerium fügte hinzu, dass die Bundesregierung dem Bundestag die Ausrufung des Ausnahmezustands vorschlagen werde. Auf diese Weise werden bereits in diesem Jahr in Anspruch genommene Kredite rechtlich abgesichert.
Der Haushaltsbeschluss in Karlsruhe betrifft die Wirtschaft, die als Corona-Kredit genehmigt, dann aber für Klimaschutz und Modernisierung genutzt wurde. Gleichzeitig entschieden die Richter, dass der Staat Notkredite nicht für künftige Jahre reservieren könne. Dadurch sind weitere Milliardenbeträge für zukünftige Projekte gefährdet.
Wachstumschancengesetz und Grundkindersicherheit des Bundes
Das sogenannte Wachstumschancengesetz, nach dem der Bundesrat Entscheidungen treffen soll, kann davon betroffen sein. Bis 2028 gewährt es Unternehmen jährliche Steuererleichterungen in Höhe von sieben Milliarden Euro und soll der schwächelnden deutschen Wirtschaft neuen Schwung verleihen. Mit der Umsetzung wird es aber ohnehin nicht so bald beginnen, da der Landtag wohl gegen das bereits vom Bundestag beschlossene Gesetz beim Einigungsrat Berufung einlegen wird. Die Länder kritisieren, dass sie und die Kommunen etwa zwei Drittel der Prozesskosten tragen müssen. Das ist zu viel für sie.
Der Landtag wird sich am Freitag auch mit dem umstrittenen grundlegenden Thema der Kindersicherheit befassen. Zunächst konnte sie nur eine Stellungnahme abgeben. Auch über dem milliardenschweren Projekt hängt seit dem Karlsruher Urteil ein Fragezeichen. CDU-Chef Friedrich Merz hat gefordert, diese Regelung ebenso wie das Seniorenzulagen- und Heizungsgesetz aufzugeben, um die Haushaltslücke zu schließen.
Der Bundeshaushalt für das nächste Jahr steht noch aus
Wann der Bundeshaushalt 2024 verabschiedet wird, ist noch unklar. Der Ampel-Flügel von Sozialdemokraten, Grünen und FDP hat Pläne für Haushaltsberatungen im Bundestag nächste Woche abgesagt. Den Gedanken an eine Schließung vor Jahresende haben sie aber noch nicht ganz aufgegeben. Die Allianz sagte, eine verkürzte Frist und eine Sondersitzung seien möglich. Scholz sagte am Mittwoch, er erwarte einen schnellen und sehr zeitnahen Abschluss.
Lindner sagte dem Handelsblatt, es sei empfohlen worden, die Budgets 2024 und 2025 gemeinsam zu betrachten. „Aus meiner Sicht sind strukturelle Veränderungen unumgänglich.“ Lindner sagte, dass neben den Klima- und Übergangsfonds auch die Konjunktur- und Stabilisierungsfonds, die Strom- und Gaspreisobergrenzen finanzieren, noch in diesem Jahr auf eine andere rechtliche Grundlage gestellt werden müssen 2024. Auch der von der Vorgängerregierung eingerichtete Entwicklungshilfefonds für die Opfer der Überschwemmungen 2021 ist verfassungswidrig.
Debatte über die Zukunft der Schuldenbremse
Auf die Frage, ob auch 2024 der Ausnahmezustand ausgerufen werde, sagte Lindner, er mache sich vorerst nur Sorgen um 2023. Forderungen nach einer Lockerung der Schuldenbremse gab es, doch er erteilte eine klare Absage. Auch die Steuern sollten seiner Meinung nach nicht erhöht werden.
Grüne und Sozialdemokraten wollen jedoch über die Zukunft der Schuldenbremse diskutieren. „Eine davon ist die Frage einer Pause, zum Beispiel im Jahr 2024 oder 2025. Darüber müssen wir jetzt in der Regierung diskutieren“, sagte Grünen-Chefin Ricarda Lang am Donnerstag dem „Higher Journal“ von DF2. Die zweite Frage betrifft die grundlegende Reform der Schuldenbremse auf der Grundlage des Grundgesetzes. „Wir befinden uns immer noch in einer Krisensituation, deren Auswirkungen im kommenden Jahr spürbar sein werden“, sagte SPD-Chefin Saskia Esken am Freitag der Zeitung der Fink Media Group. „Es ist außerdem erforderlich, die Ausnahmefrist bis 2024 zu verlängern.“
Liga-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei hat sich gegen eine Abschaffung der Schuldenbremse ausgesprochen. „In Zeiten rekordverdächtiger Staatseinnahmen liegt das Problem nicht in der Schuldenbremse, sondern in der verfassungswidrigen Wirtschaftstätigkeit der Ampel-Allianz. Die Regierung ist offensichtlich nicht in der Lage, ihre Prioritäten zu setzen“, sagte er der Zeitung der Fink Media Group (am Freitag).
Die Schuldenbremse im Grundgesetz sieht vor, dass der Bund nur begrenzten Kreditraum erhalten kann. Ausnahmen sind bei Naturkatastrophen und besonderen Notfällen, wie zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, zulässig.
Quelle: www.dpa.com