In Trauer vereint haben bei einer Andacht in Ludwigshafen zahlreiche Menschen der beiden Todesopfer eines Messerangriffs vor einem Jahr im Stadtteil Oggersheim gedacht. «Diese Wunde heilt wohl nie», sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) bei der Zusammenkunft in der Christ-König-Kirche unweit der Tatorte am Mittwoch. «Das wird für immer hier in die Stadt eingebrannt sein.» Man wolle an diesem Tag den Angehörigen beistehen.
Vor Beginn der Andacht läuteten von 12.20 Uhr bis 12.30 Uhr – dies war die Tatzeit am 18. Oktober 2022 – viele Glocken in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz. Menschen umarmten sich vor der Kirche, sprachen sich Zuversicht zu und trösteten die Angehörigen. «Manchmal, wenn ich allein bin, kommen die Trauer und die Bilder», sagte der Vater eines der beiden Opfer. In der Andacht zündeten Trauernde zu Orgelmusik Kerzen an und sprachen Gebete.
Bei der Tat waren zwei Männer mit einem Küchenmesser getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter wurde bei der Festnahme angeschossen, ein Gericht verfügte die Unterbringung des Somaliers in einer Psychiatrie. Der Mann räumte die Taten ein, legte gegen das Urteil aber Widerspruch ein. Mithilfe eines Dolmetschers hatte er gesagt, er habe die Opfer für «schlechte Leute» gehalten, die seiner Lebensgefährtin und den Kindern etwas antun wollten.
«Diese Andacht gibt uns die Möglichkeit eines würdevollen Gedenkens», sagte Pfarrer Wojciech Kordas vom Pfarramt Hl. Franz von Assisi. «Wer Erinnerungen pflegt, erneuert die Gemeinschaft.» Nach einem Stadtratsbeschluss soll bald eine Gedenkstelle an die Opfer erinnern.