Höhlenlöwen haben schon für Neandertaler große Bedeutung gehabt. Ein Fund aus Niedersachsen zeigt, dass sie bereits vor etwa 200.000 Jahren Felle der Großkatzen nutzten, wie ein internationales Forschungsteam in der Zeitschrift «Scientific Reports» schreibt.
Höhlenlöwen waren in Europa die gefährlichsten Tiere der jüngeren Erdgeschichte. Bislang wurde eine besondere Wertschätzung dieser Großkatzen dem Homo sapiens zugeschrieben – was sich etwa an prähistorischen Höhlenmalereien oder an Skulpturen wie dem Löwenmenschen zeigt. Die Studie deutet darauf hin, dass auch der engste Verwandte des modernen Menschen diesen Tieren, die in Europa vor etwa 12.500 Jahren ausstarben, besondere Bedeutung beimaß.
Das Team um den Tübinger Wissenschaftler Gabriele Russo und Thomas Terberger von der Universität Göttingen fand in der Einhornhöhle am südlichen Harzrand in einer rund 200.000 Jahre alten Fundschicht unter anderem zwei Zehenknochen von Höhlenlöwen. An einem davon deuten Schnittmarken darauf hin, dass das Tier so enthäutet wurde, dass die Krallen sichtbar am Fell blieben.
Daher geht die Forschergruppe davon aus, dass das Fell inklusive der Krallen von Neandertalern genutzt wurden, vermutlich nicht nur als Kälteschutz, sondern auch aus kulturellen Gründen. «Der Wunsch, mit dem Fell dieses gefährlichen Tieres Respekt und persönliche Kraft zu gewinnen, wurzelt allem Anschein nach bereits in der Zeit des Neandertalers, und bis heute gilt der Löwe als herrschaftliches Symbol», sagte Terberger laut einer Mitteilung des Niedersächsischen Amtes für Denkmalpflege.