Die Diskussion über die Unterbringung von Flüchtlingen in Mecklenburg-Vorpommern reißt nicht ab. Die Kommunen fühlen sich vom Land dabei alleine gelassen, für die Menschen ein Dach über dem Kopf zu suchen.

Bauarbeiten für Flüchtlingsunterkunft

In der Dis­kus­si­on um die Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen wächst der Druck auf die Lan­des­re­gie­rung in Schwe­rin. Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ker im Land­tag for­der­ten am Don­ners­tag die rot-rote Regie­rung auf, mehr Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und die Kom­mu­nen zu ent­las­ten. Der kom­mu­nal­po­li­ti­sche Spre­cher der CDU-Land­tags­frak­ti­on, Marc Rein­hardt, schloss sich der For­de­rung des Städ­te- und Gemein­de­ta­ges MV an, dass das Land sei­ne Erst­auf­nah­me-Kapa­zi­tä­ten von jetzt 1700 auf 4700 Plät­ze wie im Jahr 2015 wie­der hoch­fah­ren soll.

Hin­ter­grund der Debat­te ist die Situa­ti­on in Upahl (Nord­west­meck­len­burg). In dem 500-Ein­woh­ner-Dorf wur­de mit dem Bau einer Con­tai­ner-Unter­kunft für bis zu 400 Men­schen begon­nen, der Kreis­tag hat­te dies kurz­fris­tig ent­schie­den. Dage­gen regt sich Pro­tes­te, am Ran­de einer Kreis­aus­schuss-Sit­zung am spä­ten Don­ners­tag­nach­mit­tag in Gre­ves­müh­len war erneut eine Demons­tra­ti­on zum The­ma Flücht­lings­un­ter­brin­gung ange­mel­det. Auch in ande­ren Orten in MV gab es bereits Pro­tes­te im Zusam­men­hang mit der Flücht­lings­un­ter­brin­gung dort.

«Es stellt sich die Fra­ge, wie­so Innen­mi­nis­ter Pegel und Minis­ter­prä­si­den­tin Schwe­sig in der Sache nicht schon längst tätig gewor­den sind», erklär­te Rein­hardt. «Es kann nicht so sein, dass das Land die stei­gen­den Flücht­lings­zah­len ein­fach nur an die Land­krei­se wei­ter­mel­det und nur in gerin­gem Umfang eige­ne Plät­ze vor­hält.» Land und Kom­mu­nen bil­de­ten eine Schicksalsgemeinschaft.

Die FDP-Frak­ti­on bean­trag­te ein Exper­ten­ge­spräch im Innen­aus­schuss des Land­tags. «Es ist höchs­te Zeit, alle Betei­lig­ten an einen Tisch zu holen und zu bera­ten, wie die Auf­ga­ben gemein­sam zu bewäl­ti­gen sind», beton­te der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de René Dom­ke. «Das Land darf sich nicht aus der Ver­ant­wor­tung neh­men.» Sofern Asyl­su­chen­de das Asyl­ver­fah­ren erfolg­reich durch­lau­fen haben, müs­se die Mög­lich­keit in den Kom­mu­nen gege­ben sein, sie direkt dezen­tral in Woh­nung unter­zu­brin­gen. «Eine ech­te Inte­gra­ti­on und die Akzep­tanz der Anwoh­ner kön­nen nur gelin­gen, wenn wir Men­schen, die zu uns kom­men, nicht nur ver­wah­ren und auf plat­te Wie­sen verbannen.»

Der Städ­te- und Gemein­de­tag MV hat­te die mas­si­ve Aus­wei­tung der Erst­auf­nah­me­plät­ze des Lan­des gefor­dert, um den Kom­mu­nen Zeit zu geben, die dezen­tra­le Unter­brin­gung und Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen vor­zu­be­rei­ten. Aus den Kom­mu­nen kom­men immer wie­der Signa­le, dass sie infol­ge des star­ken Zuzugs ukrai­ni­scher Kriegs­flücht­lin­ge bei den Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten an ihre Gren­zen gelangten.

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Titelbild: Jens Büttner/dpa/Archivbild

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