Die Zahl der offenen Verfahren bei der Hessischen Staatsanwaltschaft steigt. Der Verband teilte mit, dass zur Jahresmitte (30. Juni) im Land 99.760 Verfahren anhängig seien.
Und die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr: Nach dem ersten Halbjahr 2021 waren 73.728 Verfahren anhängig, nach dem ersten Halbjahr 2022 waren es 84.156. Grundlage ist eine vom Richterbund herausgegebene Umfrage der Deutschen Patent Zeitung unter den Justizministerien der Länder.
Das Wiesbadener Justizministerium bestätigte auf Anfrage, dass die Zahl der anhängigen Verfahren zum Stichtag 30. Juni 99.760 betrug. Dies ist ein Anstieg von 3 % im Vergleich zu Ende Dezember 2022, als es 96.675 Ermittlungen gab. „Hintergrund ist ein Anstieg der Zahl der Neuankömmlinge. Dazu kann unter anderem eine Erhöhung der Einnahmen im Bereich Wirtschaftsstrafsachen gehören“, erklärte ein Ministeriumssprecher.
Als Gegenmaßnahme werden Stellen geschaffen. Hessen wird im nächsten Jahr über 2.319 Stellen für Richter und Staatsanwälte verfügen, vor einem Jahrzehnt waren es nur 1.960 Stellen. Einige der zusätzlichen Stellen sind entstanden, um besonders überlastete Staatsanwaltschaften zu unterstützen.
„Eine personell unterbesetzte Strafjustiz kann mit den wachsenden Aufgaben kaum Schritt halten“, sagte Sven Rebehn, Geschäftsführer des Richterbundes. Die Strafjustiz muss besser ausgestattet werden. Bundesweit fehlen allein den Staatsanwaltschaften und Strafgerichten 1.500 Anwälte.
Mitte dieses Jahres gab es landesweit fast 850.000 ungelöste Fälle in den Staatsanwaltschaften. Das ist ein Anstieg von 28 % im Vergleich zur Mitte 2021.
Burger sind in allen Ländern an der Spitze. Nach Angaben der Judges Association stieg die Zahl der laufenden Ermittlungen innerhalb von zwei Jahren um 57 % auf 35.629 (Stand: 30. Juni). Als einziges Bundesland verzeichnete Sachsen-Anhalt einen Rückgang – ursächlich hierfür waren tausende Wirtschaftsdelikte im ersten Halbjahr 2023.