Nach dem Ende der Siegesserie im kleinen Schlitten will Friedrich den WM-Titel in der Königsklasse behalten. Doch dafür darf er sich bei der Kufenwahl nicht wieder verzocken.

Friedrich

Nach sei­nem ers­ten WM-Coup im Zwei­er­bob stellt sich für Johan­nes Loch­ner und Co. die Fra­ge: Ver­zockt sich Seri­en­sie­ger Fran­ces­co Fried­rich in der Königs­klas­se Vie­rer­bob wieder? 

An die­sem Wochen­en­de muss der zwei­ma­li­ge Dop­pel-Olym­pia­sie­ger Fried­rich das rich­ti­ge Set-up fin­den. Klar ist, er ver­traut sei­nem Schlit­ten. «Da haben wir alle Mög­lich­kei­ten, die es gibt», sag­te er. Der lang­jäh­ri­ge Vor­zei­ge­pi­lot genießt nach dpa-Infor­ma­tio­nen ein Vor­griff­recht beim Mate­ri­al — kann qua­si als Ers­ter wählen.

Entscheidet der Schnee?

Da die Vie­rer­bob-Flot­te des Ber­li­ner Insti­tuts für For­schung und Ent­wick­lung von Sport­ge­rä­ten (FES) mit unter­schied­li­chen Pro­to­ty­pen und Aus­bau­stu­fen des 410er nicht so breit auf­ge­stellt ist wie die Zwei­er­bobs der Män­ner und Frau­en, könn­te das ein Vor­teil für Fried­rich im inter­nen deut­schen Duell sein. Aber nur, wenn «man die rich­ti­ge Kufe und die rich­ti­ge Poli­tur wählt», beton­te der 32 Jah­re alte Fried­rich, der wie kein ande­rer Pilot mit sei­nem Team die Kufen unter dem Mot­to «jede Hun­derts­tel zählt» über meh­re­re Stun­den poliert. 

Aller­dings kann der erwar­te­te Schnee­fall plötz­lich zur ent­schei­den­den Kom­po­nen­te wer­den. Auf der Natur­eis­bahn sind die Bobs mit der hohen Start­num­mer bei Son­nen­schein im Vor­teil, weil der Was­ser­film die Pis­te schnell macht. Bei Schnee­fall wirkt der Effekt nicht. «In der nach­olym­pi­schen Sai­son müs­sen wir mit dem Peking-Mate­ri­al leben. Das muss für St. Moritz nicht opti­mal sein, des­halb ver­su­chen wir mit bestehen­den Kom­po­nen­ten die bes­te Ein­stel­lung zu fin­den», sag­te FES-Pro­jekt­lei­ter Bob, Enri­co Zinn, der Deut­schen Presse-Agentur.

Material beendet Siegesserie

Im Zwei­er­bob-Ren­nen war Fried­richs Mate­ri­al­wahl sub­op­ti­mal. Die brei­te­re Kufe, die in der Bahn weni­ger Eis zer­stört, soll­te für eine höhe­re Geschwin­dig­keit sor­gen. «Wir sind noch brei­ter gewor­den von der Kufe, das wur­de nicht belohnt, wir haben die gan­ze Nacht geschuf­tet, um noch irgend­was zu ver­än­dern», sag­te der Rekord­welt­meis­ter und gab zu: «Han­si hat­te ein bes­se­res Händ­chen beim Mate­ri­al. Wir haben in die ande­re Rich­tung gepo­kert, es war genau falsch.» Die schma­le­re Kufe bei Loch­ner hat­te auf­grund der in St. Moritz eher lang gezo­ge­nen Kur­ven nicht so eine gro­ße Zer­stö­rung im har­ten Natur­eis, sorg­te für mehr Grip und am Ende für eine siche­re Fahr­li­nie, die auch schnell war.

Die Welt rückt zusammen — Linie entscheidend

In der Königs­klas­se Vie­rer­bob ist die Dich­te der Welt­eli­te laut Chef­trai­ner René Spies noch grö­ßer: «Da wird das Ren­nen eine noch enge­re Kis­te.» Denn der im Welt­cup punkt­gleich mit Fried­rich füh­ren­de Bri­te Brad Hall hat mit dem Wall­ner-Bob ein Top-Gefährt. Hin­zu kom­men die Schwei­zer um Micha­el Vogt mit einem von Wolf­gang Stamp­fer opti­mier­ten Wallner-Bob.

So sehr Fried­rich auch immer Per­fek­tio­nist ist, ent­schei­dend bleibt die Linie in der 1722 Meter lan­gen Bahn. «Das Wich­tigs­te ist, dass man gleich von oben sau­ber rein­kommt, nicht quer steht — das hat Han­si ein­fach viel bes­ser gemacht als alle ande­ren», lob­te er sei­nen baye­ri­schen Dau­er-Riva­len. Die­ser ist so locker und schnell wie kaum zuvor: «Mir macht es gera­de Spaß, ich mache mir auch kei­ne Gedan­ken dar­über, wie lan­ge ich das noch mache. Ich fah­re ein­fach jeden Tag Bob. Das ist nichts ande­res als wenn ich sonst zum Ski­fah­ren gehe, genau­so mache ich es jetzt wei­ter, mal sehen, was die Zukunft bringt.» 

Das Signal für den Bay­er ist klar: Patzt Domi­na­tor Fried­rich, muss er da sein. Nur so ist Aus­nah­me­pi­lot vom BSC Sach­sen Ober­bä­ren­burg, der in der Königs­klas­se die letz­te Nie­der­la­ge in einem wich­ti­gen Ren­nen 2016 in Inns­bruck gegen Oskars Mel­bar­dis erlitt, zu bezwin­gen. Damals führ­te Fried­rich klar zur Halb­zeit, setz­te dann im Son­nen­schein auf die fal­sche Kufe und wur­de vom Let­ten noch abge­fan­gen. Ein Jahr spä­ter wur­de er zeit­gleich mit Loch­ner in Königs­see erst­mals Vie­rer­bob-Welt­meis­ter. Danach domi­nier­te er bei WM und Olym­pia durchgängig.

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Titelbild: Robert Michael/dpa/Archivbild

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