Deutschlands Elektro- und Digitalindustrie treiben einen schnelleren Ausbau des deutschen Stromnetzes voran. Die Infrastruktur sei nicht auf die Anforderungen der Energiewende ausgelegt, sagte Wolfgang Weber, Vorstandsvorsitzender des Fachverbands ZVEI, am Mittwoch in Frankfurt.
Branchenexperten gehen davon aus, dass sich der jährliche Strombedarf bis 2045 mindestens verdoppeln wird, von heute 550 TWh auf 1.200 TWh. Unter anderem übernahm der Verein 15 Millionen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und 6 Millionen Wärmepumpen. Bei erneuerbaren Energien muss die Erzeugungsleistung um den Faktor 4,5 erhöht werden. „Ohne ein starkes Netz gibt es keine Klimaneutralität. Das Netz der Zukunft muss in ein klimaneutrales Netz umgewandelt werden“, sagte Weber.
Intelligenz ist gefragt
Neben dem physikalischen Netzausbau muss laut ZVEI auch mehr Intelligenz ins System kommen. Durch die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung kann der Primärenergieverbrauch um bis zu 65 % reduziert werden. Um die erklärten Klimaziele zu erreichen, müssen auch die Strommärkte so umstrukturiert werden, dass Verbraucher durch dynamische Tarife von attraktiven erneuerbaren Strompreisen profitieren können.
Die Branche profitiert derzeit von den Trends Elektrifizierung und Digitalisierung. Die letztjährige preisbereinigte Produktion war laut Verband um 3,7 % höher als 2021. In Verbindung mit höheren Preisen erreichte der nominale Umsatz ein Rekordhoch von 224 Milliarden Euro, was einer Wachstumsrate von 12 % entspricht.
Die Exporte, einschließlich Reexporte, erreichten ebenfalls einen Höchststand von 246 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte (126 Milliarden Euro) floss in den europäischen Binnenmarkt, der nach Ansicht von ZVEI-Präsident Gunther Kegel weiter gehen muss. In diesem Jahr wird eine „schwarze Null“ in der Produktion erwartet, was zu einer Konsolidierung auf sehr hohem Niveau führen wird.