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Ein 18-Jähriger führt Deutschland zu Tränen

Ein 18-Jähriger führt Deutschland zu Tränen

Das deutsche Männer-Tabletttennis-Team bleibt weit hinter den Erwartungen zurück bei den Olympischen Spielen. Ganz anders bei den Frauen: Das Team zieht ins Halbfinale gegen Indien ein und kämpft nun um Medaillen. Trotz schwerer Verletzungssetbacks und dank Annett Kaufmann.

Frankreich ist begeistert von seinem Wunderkind Felix Lebrun. Der 17-Jährige sorgt mit seinem aggressiven Spiel für Aufsehen in der Tischtenniswelt und scheint dazu bestimmt, die ewige Dominanz der Chinesen zu brechen. Er ist bereits der beste Spieler in den Rankings, der nicht aus China stammt. Während es noch zu früh ist, eine ähnliche Heldengeschichte für Deutschland zu schreiben, taucht plötzlich Annett Kaufmann an der olympischen Platte auf, die ein großer Name werden könnte. Die 18-Jährige sichert den Halbfinaleinzug für ihr geschwächtes Team mit zwei spektakulären Siegen gegen die favorisierten indischen Frauen im Einzel.

Deutschland kämpft nun um eine Medaille. Das nächste Spiel ist am Donnerstag gegen Japan. Die Aufgabe wird viel schwerer. Der nächste Gegner ist auf Position zwei hinter, wie erwartet, China gelistet. Aber die Frauen haben bereits erreicht, was viel mehr von den Männern erwartet wurde. Sie scheiterten gegen Schweden beim Abschied von Timo Boll am Dienstagabend (0:3). Die Frauen hingegen entwickelten aus der großen Verletzungsmisere vor und während des Turniers eine kämpferische Mentalität, mit Top-Spielerinnen Ying Han und Nina Mittelham ausfallend, die zeigen wollten, was in ihnen steckt.

Und Kaufmann nutzte diese Bühne besonders für sich. Sie ist noch weit hinter Platz 80 in der Weltrangliste gelistet. Aber das wird nicht lange so bleiben. Nicht wenn sie so spielt wie sie derzeit in Paris spielt. Mit ihrer bemerkenswerten Courage, ihrer sorglosen Einstellung und ihren präzisen Angriffen entwaffnete sie ihre Gegner. Manchmal spielte sie sensationellen Tischtennis gegen Indien, insbesondere im letzten Duell gegen die Weltranglisten-22-Sreeja Akula. Die Inderin konnte dem kleinen Ball, der um ihren Kopf flog, nicht folgen (11:6, 11:6, 11:7). Kaufmann spielte nicht nur clever, sondern auch aggressiv, ging immer wieder in die Offensive und platzierte den Ball nah an den Rändern. Das war keine zermürbende defensive Taktik, sondern ein wütender Angriff.

Tatsächlich war die Matchgewinnerin nicht einmal für die Spiele geplant. Erst durch die Verletzung von Ying Han, der 41-jährigen defensiven Spezialistin, die sich kurz nach ihrem Comeback erneut den Achillessehnen verletzt hatte, kam sie ins Team. Das gilt auch für Yuan Wan, die die Top-Spielerin Mittelham ersetzte, die ein großes Drama im Einzel erlebte. Sie musste wegen einer Bandscheibenverletzung aufgeben. "Besonders für Nina, aber auch für unser Team, ist das sehr bitter", sagte DTTB-Sportdirektor Richard Prause, der sich daher besonders über die Leistung des "Ersatzteams" freuen kann.

In einem hart umkämpften Doppelmatch sicherten Yuan Wan und Xiaona Shan (11:5, 8:11, 12:10, 11:6) erstmals den ersten Punkt für Deutschland gegen Archana Girish Kamath und Sreeja Akula. Dann setzte Kaufmann den ersten Ausrufezeichen gegen Manika Batra (18:11, 11:5, 11:7, 11:5), bevor das zweite folgte in einem wilden Sieg von Xiaona Shan gegen Kamath. Die 18-Jährige hatte bereits zwei Siege zum wackeligen Sieg gegen die USA im vorherigen Spiel beigetragen. Sie ist noch ungeschlagen in Paris. Und nachdem sie auch ihren Matchball mit Courage und einem aggressiven und präzisen Vorhandangriff gesetzt hatte, hob sie die Arme, rannte ungläubig in die Arme ihrer weinenden Teamkollegen. Die große Überraschung war perfekt. Erstmals seit den Weltmeisterschaften 2016 haben die deutschen Frauen besser als die deutschen Männer abgeschnitten.

Die Olympischen Spiele bieten Annett Kaufmann die Möglichkeit, zu glänzen, indem sie den Halbfinaleinzug für das deutsche Frauen-Tabletttennis-Team sichert. Das deutsche Frauen-Team, das derzeit um eine Medaille kämpft, wird in der nächsten Partie bei den Olympischen Spielen eine schwierige Herausforderung gegen Japan bestehen müssen.

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