Zwei Jugendliche sind in Hamburg innerhalb weniger Wochen beim Baden in der Elbe gestorben – die Gefahr dieses Flusses wird laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) weit unterschätzt. «Viele Bürger, gerade junge Menschen, sind sich der Gefahren eines so stark befahrenen Stromes nicht bewusst», sagte der Präsident des DLRG Landesverbandes Hamburg, Heiko Mählmann, der Deutschen Presse-Agentur. «Als Vergleich: Man geht ja auch nicht auf einer Autobahn spazieren.»
Am 11. August war ein 15-Jähriger in der Nähe des Falkensteiner Ufers untergegangen und nicht wieder aufgetaucht. Erst am Mittwoch wurde seine Leiche gefunden. Bereits Mitte Juli war ein 16-Jähriger beim Schwimmen in der Elbe ums Leben gekommen.
Die Aufmerksamkeit nach solchen schrecklichen Todesfällen ist groß – und doch zieht vor allem der feine Sand zwischen Blankenese und Rissen bei sommerlichen Temperaturen die Menschen weiterhin ins kühle Nass – sogar Nichtschwimmer. «Wir haben auch viele Fälle von beinahe Ertrunkenen», sagte Mählmann. Eltern achteten oft nicht auf ihre Kinder, schauten auf ihre Handys. Erschwerend komme hinzu: «Durch die Corona-Zeit ist die Nichtschwimmer-Zahl gestiegen», berichtete der 58-Jährige. «In Hamburg sind nach der vierten Klasse fast 50 Prozent der Kinder keine sicheren Schwimmer.»
Im Hamburger Bereich der Elbe gibt es nach Angaben der Stadt keine Badestellen, die als solche ausgewiesen ist. Es werde vom Baden abgeraten. Nach den neuen Todesfällen kommen von verschiedenen Seiten Rufe nach einem offiziellen Badeverbot auf. «Ein Verbot wird da nichts helfen», meinte Mählmann. Die Menschen würden trotzdem an die Elbe kommen. «Wenn man Verbote ausspricht, muss man auch die Einhaltung überwachen. Doch wer soll das leisten können?»
Von staatlichen Organisationen gibt es laut Mählmann an diesen Punkten keine Überwachung. Die DLRG hat eine Station am Wittenbergener Strand, ganz am Ende dieses Abschnittes. Doch die DLRG arbeite rein ehrenamtlich, da sei eine Besetzung nur an Wochenenden möglich. Am späten Abend sei niemand mehr vor Ort.
Eine Arbeitsgruppe unterschiedlicher Akteure versuche derzeit zu erarbeiten, was man besser machen könne, berichtete Mählmann. Ideen seien dabei Warnschilder in mehreren Sprachen und mehr Informationen in einer nahen Flüchtlingsunterkunft. Einige Opfer der vergangenen Jahre seien Menschen mit Migrationshintergrund gewesen, sagte der Hamburger DLRG-Präsident.
Der Schiffsverkehr sowie Ebbe und Flut können laut DLRG zu starken Strömungen führen, gegen die auch erfahrene Schwimmer nicht ankommen. Es gebe einen starken Sog und Wellenschlag, sagte Mählmann. «Oft laufen kleine Kinder dem Wasser hinterher und dann kommt eine Riesenwelle zurück, nachdem das Schiff passiert ist. Das reißt oftmals die Menschen regelrecht um.» An Buhnen – also Steinhaufen, die in die Elbe hineinragen – könne es zu Strudelbildungen kommen. Ob Wrack «Uwe» oder ein aus dem Wasser ragendes Seezeichen – solche Punkte ziehen Jugendliche nach Worten von Mählmann geradezu an.