Dem Berliner Krypto-Startup Nuri stehen Tage der Entscheidung bevor. Nach Informationen der Neobank bemüht sich das Unternehmen nun schon seit Monaten, neue Geldgeber oder einen Käufer zu finden. Jetzt soll sich die Situation laut den Angaben von Finance Forward und Finanz-Szene zuspitzen. Einerseits gibt es “fortgeschrittene Gespräche mit Investoren”, heißt es aus Unternehmenskreisen. Auf der anderen Seite hören mehrere Insider übereinstimmend: Wenn die Finanzierung scheitert, ist möglicherweise sogar das Aus für das Unternehmen zu befürchten. Ob und wie schnell das geschehen könnte, bleibt unklar. Zu den Vorgängen selbst wollte sich eine Sprecherin des Unternehmens nicht äußern.
Das ursprünglich unter dem Namen Bitwala gegründete Nuri ist einer der bekanntesten lokalen Fintech-Anbieter der letzten Jahre. Das Berliner Unternehmen hat nach eigenen Angaben knapp eine halbe Million Kunden. Kryptowährungen sind über die Nuri-App handelbar, darüber hinaus gibt es eine Bankkarte und ein Konto. Als Bankpartner tritt das Fintech Solaris im Hintergrund auf. Die Kundengelder befinden sich ebenfalls dort, so dass die Endkunden nicht gefährdet sind.
Umfangreiche Vorhaben mit eigener Banklizenz
Nuri befindet sich schon seit einiger Zeit auf der Suche nach Investoren, vor kurzem war eine Summe von 30 bis 40 Millionen Euro im Gespräch. Das Wachstum des Unternehmens wurde bisher von namhaften Investoren wie Earlybird, das gleichzeitig einer von N26s wichtigsten Risikokapitalgebern ist, sowie von Sony und dem Alstin-Fonds von Carsten Maschmeyer finanziert. Bisher sind angeblich bereits mehr als 40 Millionen Euro in das Unternehmen investiert worden. Außerdem strebt das Fintech nach Informationen von Finance Forward bereits seit mehreren Jahren die Erlangung einer eigenen Banklizenz an, wodurch das Unternehmen eine größere Unabhängigkeit von Solaris erlangen würde.
Unterdessen gestaltete sich die Suche nach Geld für weiteres Wachstum schwierig. Die Laune der Investoren ist in letzter Zeit eher mäßig – sie sind deutlich zurückhaltender als sonst. Die Gelder sprudeln nicht mehr so üppig wie vor ein paar Monaten. Das hat Nuri inzwischen eingesehen und ungefähr 50 Mitarbeiter entlassen; noch arbeiten ungefähr 150 Beschäftigte für das Unternehmen.
Die Kunden kritisieren den Umgang mit Krisen
Gleichzeitig hat das Start-Up aber auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen: So machte Nuri es seinen Kunden möglich, gewinnbringend eigene Kryptowährungen zu verleihen, hierfür kooperiert das Berliner Fintech mit dem US-Kryptospezialisten Celsius. Allerdings musste dieser schon im Juli Insolvenz anmelden, so dass Millionen von Nuris Kundengeldern dort eingefroren wurden. Die betroffenen Kunden beklagten sich in den vergangenen Wochen über die mangelhafte Kommunikation des deutschen Anbieters (Finance Forward hat berichtet). Im Zuge der Krise ist es wahrscheinlich, dass die Suche nach Investoren noch schwieriger geworden ist.
Quelle: www.financefwd.com