DEUTSCHLAND – Sorbisches Volkstheater feiert Premiere und Jubiläum
Am Samstag kehrte die tragische Geschichte der jüdisch-katholischen Sorben „Schierzens Hanka“ auf die Bühne zurück. Das sorbische Stück von Esther Undisz wurde letztes Jahr am Theater Bautzen uraufgeführt. Die deutsche Version ist jetzt am selben Ort verfügbar. Das Deutsche Sorbische Volkstheater in Bautzen gab bekannt, dass der Autor und Regisseur eine eigene Bühnenfassung der literarischen Vorlage von Juri Koch entwickelt hat. Zeitgleich mit der Premiere feiert die zweisprachige Spielstätte das 60-jährige und 75-jährige Jubiläum des Sorbischen Volkstheaters Bautzen.
Das erste sorbische Berufstheater wurde im Oktober 1948 in der Stadt Spree gegründet. Damals war es ein rein mobiles Theater ohne feste Gebäude. 1963 fusionierte es mit dem 1796 gegründeten Stadttheater Bautzen zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Deutschlands einziger bikultureller Fachspielort bringt nach eigenen Angaben in jeder Saison ein Werk in obersorbischer Sprache auf seiner Hauptbühne auf die Bühne, meist als Uraufführung, wie etwa „Schierzens Hanka“ im Februar 2022.
Das Bühnenstück ist eine Adaption der Novelle „Hana“ von Jurij Koch (87). Das Stück erzählt vom wahren Schicksal eines Mädchens, das 1918 in Holka bei Kamenz geboren wurde. Die Tochter einer jüdischen Mutter wuchs in einem sorbischen Haushalt auf und wurde später katholisch getauft, was sie jedoch nicht vor nationalsozialistischer Verfolgung schützte. In Holka (einem Ortsteil der heutigen Stadt Klostewitz) befindet sich der bisher einzige Stolperstein, der ihr zu Ehren eine sorbische Inschrift trägt.
Im Theater Bautzen sprechen 11 der 28 Ensemblemitglieder die Sprache des kleinsten slawischen Volkes. Auch in Puppentheatern und im Programm von Kinder- und Jugendtheatern kommen sorbische Aufführungen vor. Darüber hinaus ist das Orchester regelmäßig in der Region unterwegs und konzertiert im Obersorbischen im Osten Sachsens und im Niedersorbischen im Süden Brandenburgs.
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Quelle: www.dpa.com