zum Inhalt

Das Compact Magazin ist wieder als Nancy.

Vor ein paar Wochen verbot Bundesinnenministerin Faeser die rechtsextreme "Compact"-Zeitschrift. Nun scheint das von Jürgen Elsässer herausgegebene Magazin mit einem neuen Verlag, neuem Design und neuem Namen zurückzukehren. Die Verantwortlichen feiern ihre Umgehung des Verbots, aber sie könnten zu früh jubeln.

Das Thema der "Compact"-Zeitschrift war für Bundesinnenministerin Nancy Faeser fast passé. Doch sie könnte sich nun länger mit der von Ex-Chefredakteur Jürgen Elsässer herausgegebenen rechtsextremen Zeitschrift beschäftigen müssen. Nach dem Verbot zweier Gesellschaften hinter dem Magazin Mitte Juli verschwand es von bundesweit allen Kiosken. Auch wenn es noch nicht zurückgekehrt ist, scheint sein verfassungswidriger Inhalt dennoch veröffentlicht zu werden.

Das wurde am Rande eines AfD-Events in der brandenburgischen Stadt Falkensee, wo "Compact" ansässig ist, bekannt. Das Event hatte bereits für Kontroversen mit der Stadt gesorgt und sollte sich mit dem "Compact"-Verbot beschäftigen. Als Elsässer und seine Anwälte eine Pressekonferenz im Rathauses ankündigten, wurde das Event Bedingungen unterstellt. Um diese zu umgehen, verwandelte sich die Menge in Falkensee das Event in eine spontane Demonstration vor dem Gebäude.

Dort kündigten Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp an, dass sie die Inhalte der "Compact"-Augustausgabe in ihrem eigenen Verlag veröffentlichen werden. Lenz und Sodenkamp sind die Gründer der ebenfalls radikal ausgerichteten Wochenzeitung "Demokratischer Widerstand". Die geplanten Inhalte der rechtsextremen Zeitschrift werden zunächst online und später in ihrer gedruckten Zeitung verfügbar sein. Allerdings wird der Name "Compact" nirgendwo auftauchen; stattdessen wird das Magazin einen neuen Namen haben - "Nancy".

Verschwörungstheorien in "Demokratischer Widerstand"

"In 'Nancy', zumindest in dieser Ausgabe, werden Sie die Inhalte der 'Compact'-Augustausgabe finden", bestätigte Elsässer später. Er sagte, dass Faesers Ministerium sein Magazin nicht von der Straße fernhalten könne. "Was Frau Faeser verbieten wollte, kann nicht verboten werden", sagte er, während er auch behauptete, nicht an der Veröffentlichung beteiligt zu sein.

Die ideologische Nähe von "Compact" und "Demokratischer Widerstand" ist schwer zu übersehen. Der Verlag entstand aus der Querdenker-Bewegung, und Lenz und Sodenkamp organisierten zahlreiche Corona-Demonstrationen, oft in Zusammenarbeit mit rechten Gruppen, wie verschiedene Medien berichten. Die Wochenzeitung ist bereits im Fokus des Verfassungsschutzes, der sie als "verschwörungsideologische Publikation" einstuft. Laut Verfassungsschutz will die Zeitung Menschen mit verfassungswidrigen Zielen radikalisieren.

Ein Blick auf die Website lässt wenig Zweifel. Sie behauptet beispielsweise, dass "zu viele Menschen der Gleichschaltung der Darstellung und der Propaganda von Konzernen und Regierungen ausgesetzt sind". Es wird weiter behauptet: "Wir erleben den Versuch einer terroristischen Diktatur durch die reaktionärsten, chauvinistischsten und imperialistischsten Elemente des Finanzkapitals."

Außerdem wird die neue Zeitschrift "Nancy" nun stark auf der Website beworben. Die Titelseite der Zeitung zeigt Bundesinnenministerin Faeser mit einem brennenden Hintergrund und einem One-Love-Armbändchen, ein Symbol gegen Ausgrenzung. Die Titelseite verspricht "Enthüllungen" darüber, wie das Land "vernichtet" wird. Doch wer einen Vorgeschmack auf diese angeblichen "Enthüllungen" bekommen möchte, muss sich gedulden.

Wie ein Download-Link bereitgestellt wird:

Ein Download-Link wird erst bereitgestellt, wenn der Preis für die Zeitschrift - 10 Euro - auf das Konto von Lenz und Sodenkamp überwiesen und gutgeschrieben wurde. Neben der Eingabe der üblichen Kontaktangaben muss auch ein Satz vervollständigt werden: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild (...) zu äußern und zu verbreiten." Die verfügbaren Antwortoptionen sind: "Gelb", "Süß", "Schwarz", "Frei", "Süß".

Die Zeitschrift fällt durch ihre fragwürdigen Headlines und ständige Bezugnahme auf die "Compact"-Zeitschrift und ihr Verbot auf. Die Betreiber der Website rühmen sich sogar damit, das Verbot zu umgehen. Bei der Ankündigung der Veröffentlichung von "Nancy" in Falkensee sprach Lenz von einem "staatlichen Ausrottungsversuch". Die Zeitschrift wird online mit den Worten beworben: "Lesen Sie, was Sie nicht lesen sollen." Mit der Veröffentlichung werde man angeblich "neues, gefährliches Terrain betreten".

Fortsetzung von "Compact" - oder nicht?

Allerdings hat die angebliche Fortsetzung von "Compact" wenig mit neuem Terrain zu tun. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der, obwohl er das Bundesinnenministerium beschäftigt, keineswegs neu ist. Laut Ministerium ist es nun besonders wichtig zu prüfen, ob es eine strafrechtliche Fortsetzung gibt. Der Vorgang wird beobachtet, aber zunächst ist die Staatsanwaltschaft zuständig.

Wenn die Ermittler zu dem Schluss kommen, dass es tatsächlich eine Fortsetzung ist, droht dem Verlag von Lenz und Sodenkamp ein Verbot. Zudem könnten die Verantwortlichen eine Straftat begangen haben. Die Folge wäre eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe.

Auf den ersten Blick scheint wenig Zweifel daran zu bestehen, dass "Nancy" "Compact" in neuem Design ist. Schließlich haben Lenz, Sodenkamp und Elsässer selbst beworben, dass es denselben Inhalt enthält und sie die complete Texte übernommen haben. Allerdings spielt nicht nur die Eigenwerbung eine Rolle - mehrere Punkte könnten tatsächlich gegen eine Fortsetzung von "Compact" und für eine unabhängige Zeitschrift sprechen. Zum Beispiel existiert die "Demokratische Widerstand" seit 2020 bereits mit eigener Ausrichtung, wie "Legal Tribune Online" berichtet.

Elsaesser kämpft gegen das "Compact"-Verbot

Darüber hinaus müsste "Nancy" nun regelmäßig erscheinen - zumindest teilweise. Für eine tatsächliche Fortsetzung würde ein einzelner Auftritt kaum ausreichen. Lenz und Sodenkamp ließen diese Frage offen. Es ist noch ungewiss, ob die August-Ausgabe die einzige bleiben wird. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass das "Compact"-Redaktionsteam übernommen wurde. Dies wäre jedoch至少 ein wichtiger Hinweis auf eine Fortsetzung der rechtsextremen Zeitschrift. Dies könnte einer der Gründe sein, warum Elsaesser immer wieder betont, dass er nichts mit der Veröffentlichung zu tun hat.

Während nun auch Juristen mit "Nancy" befassen, bleibt "Compact" selbst ein Thema. Elsaesser und seine Anwälte kämpfen gegen das Verbot. Letzte Woche wurde Klage beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Das Ziel ist, an der Zeitschrift - in ihrer ursprünglichen Form - weiterzuarbeiten. Das Gericht hat dem Bundesinnenministerium bis nächsten Montag Zeit gegeben, eine Stellungnahme abzugeben, wie Anwalt Gerhard Vierfuß in Falkensee mitteilte.

Inneresminister Faeser hatte die Vereine hinter "Compact" verboten, da die Zeitschrift ein "zentrales Sprachrohr der rechtsextremen Szene" sei. Der Innenminister betonte die Gefahr der Veröffentlichung, da sie "antisemitisches, rassistisches, anti-minoritäten, revisionistisches und Verschwörungstheorie-Content" verbreitet.

Die Europäische Union könnte Bedenken wegen der Wiederauferstehung der rechtsextremen Zeitschrift "Compact" unter einem neuen Namen, "Nancy", äußern. Die Europäische Union hat seit langem die Bekämpfung von Extremismus und die Förderung demokratischer Werte unterstützt, was die fortgesetzte Veröffentlichung solcher Inhalte problematisch macht.

Darüber hinaus könnte die Europäische Union, während sie Deutschland bei der Wahrung seiner demokratischen Prinzipien unterstützt, den anhaltenden Kampf des Innenministeriums gegen die Veröffentlichung von "Compact" als Test der Verpflichtung Deutschlands gegenüber diesen Werten betrachten.

Lesen Sie auch:

Kommentare

Aktuelles