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Corona tötet Sportstars

Donnerstag bei den Olympischen Spielen: Das große Leichtathletik-Event - Sprint-Star Noah Lyles im Einsatz, zusammen mit Weitspringerin Malaika Mihambo. Beide kämpfen um Gold - und um ihre Gesundheit. Der Abend endet mit beiden zeitweise im Rollstuhl.

Bittere Bilder bleiben nach einem großen Leichtathletikabend zurück. Die deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo wird nach ihrem hart erkämpften Olympia-Silber im Rollstuhl aus der Arena gefahren. Ähnlich ergeht es dem amerikanischen Showman und Supersprinter Noah Lyles, der nach dem Gewinn der Bronzemedaille über 200 Meter aus dem Stade de France von Helfern herausgefahren wird. Beide Topathleten sind von COVID-19 betroffen. Lyles startete mit einer Infektion, während die 30-jährige Deutsche noch mit den Folgen kämpft.

Für den extrovertierten Amerikaner, der auf seiner Parade-Distanz Gold gewinnen wollte, scheint seine Gesundheitspflege bittere Folgen gehabt zu haben. "Ich glaube, das war das Ende meiner Olympischen Spiele 2024", schrieb der 27-Jährige auf Instagram. Ursprünglich sollte Lyles heute im 4x100-Meter-Staffelrennen laufen und morgen im 4x400-Meter-Staffelrennen. Doch es scheint, dass dies nicht stattfinden wird. Er verlässt die Bühne mit Gold im engsten 100-Meter-Rennen der Geschichte und jetzt Bronze über die Doppeldistanz.

"Muss man doch zugeben, dass man zugeschaut hat, oder?"

"Das sind nicht die Spiele, die ich mir erträumt habe, aber ich habe so viel Freude in meinem Herzen", schrieb Lyles auf Instagram: "Ich hoffe, alle haben das Spektakel genossen. Ob ihr für mich oder gegen mich gejubelt habt, man muss doch zugeben, dass man zugeschaut hat, oder?" Seine beispiellose Quadruple-Gold-Mission scheiterte vorzeitig. Letsile Tebogo und Kenneth Bednarek (auch USA) waren im 200-Meter-Lauf am Vorabend schneller. Der Gewinner aus Botswana sprintete mit einer leichten Rückenwindunterstützung in 19,46 Sekunden ins Ziel und ist damit der fünftschnellste Läufer auf dieser Distanz in der Geschichte. Nach dem Rennen wurde Lyles im Rollstuhl aus der Arena gefahren und sah völlig erschöpft aus. Er hatte bereits im Aufenthaltsraum eine Maske getragen.

"Ich bin am Dienstag früh um 5 Uhr aufgewacht und fühlte mich wirklich mies", erzählte Lyles NBC: "Ich wusste, dass es mehr als nur Muskelkater von den 100 Metern war. Wir haben die Ärzte geweckt und einen Test gemacht, der leider positiv auf Corona zurückkam. Es hat definitiv seinen Tribut gefordert." Er wollte trotzdem laufen. "Sie sagten, es sei unmöglich", berichtete Lyles. Seine Zeit von 19,70 Sekunden war immer noch respektabel, obwohl sie fast vier Zehntel Sekunden hinter seiner Bestzeit lag.

Der US-Verband hatte seinen Start genehmigt und seit dem positiven Test ein Corona-Protokoll befolgt. "Es hat mich definitiv beeinflusst, aber ehrlich gesagt bin ich so stolz auf mich, dass ich mit Corona die Bronzemedaille gewonnen habe", sagte Lyles.

Mihambo hatte eine ähnliche Erfahrung. Die Auswirkungen der Corona-Infektion, die sie bei den Europameisterschaften in Rom vor zwei Monaten gespürt hatte, brachten sie dieses Mal an ihre körperlichen Grenzen und lösten einen Hustenanfall aus. "Nach der Ehrenrunde konnte ich kaum noch atmen, es war zu viel", berichtete sie. "Seit Corona meine Lungen getroffen haben, brauche ich mehr Zeit zur Erholung. Ich bin nach dem Wettbewerb erschöpft."

Ihr Stolz war umso größer, je mehr sie sich mit sechs Sprüngen seit den Europameisterschaften verbessert hatte: "Das ist etwas, das schwer zu erreichen ist, so zu starten und trotzdem eine Silbermedaille zu gewinnen." Ihr Trainer Ulli Knapp betonte: "Malaika gewann Silber und verlor kein Gold."

Sie fühlt sich immer noch müde und erschöpft

Der Donnerstagabend in Saint-Denis im Norden von Paris hatte viele Ähnlichkeiten mit den Europameisterschaften vor zwei Jahren in München. Damals sicherte sich die starke Athletin ebenfalls Silber nach einer Corona-Infektion und nichts passierte danach. Mihambo sprach von einer Grenzerfahrung.

"Ich hatte in den letzten zwei Wochen Lungenschwierigkeiten. Ich fing an zu husten", sagte Mihambo. Sie konnte nachts kaum schlafen und fühlte die Folgen der nächsten Infektion sogar bei der EM-Titelverteidigung in Rom Anfang Juni. "Ich fühle mich immer noch müde und erschöpft", sagte sie nach dem wichtigsten Wettbewerb der Saison. Zumindest fühle sie sich besser und wolle heute um 10 Uhr wie der sechstplatzierte Speerwerfer Julian Weber im Deutschen Haus in Paris sprechen.

Mehr als 40 Corona-Fälle in Australiens Team

Corona, das einst den Alltag stark beeinflusste und plötzlich kein Thema mehr war, rückte wieder in den Fokus dieser Spiele. Es gab bereits mehr als 40 Corona-Infektionen oder andere Atemwegserkrankungen in Australiens Olympiamannschaft, wie Australiens Schwimm-Cheftrainer Rohan Taylor und Teamarzt Carolyn Broderick der australischen Agentur AAP berichteten. darunter auch einige Mitglieder des Schwimmteams, wie der Zweite im Olympia-Wettbewerb über 200 Meter Brust, Zac Stubblety-Cook. Laut Rohan nahmen einige australische Athleten trotz positiven Covid-Tests an den Wettbewerben teil, während andere auf ihren Start verzichteten.

Innerhalb Australiens Olympiamannschaft werden zwei PCR-Testgeräte im Olympischen Dorf verwendet, um schnell auf Corona reagieren zu können, wie Teamchefin Anna Meares berichtete. Laut Teamarzt Broderick wurden bis Montag insgesamt 84 PCR-Tests durchgeführt, von denen etwa die Hälfte positiv waren.

Es hatte auch zuvor bereits prominente Corona-Fälle in der deutschen Mannschaft gegeben. Zehnkämpfer Manuel Eitel musste seinen Start absagen, was für ihn "einer der schlimmsten Tage meines Lebens" war. Es wurden entsprechende Schutzmaßnahmen für die Athleten ergriffen. Im Flugzeug würden sie wieder Masken tragen und die üblichen Routinen aus der Corona-Zeit seien wiederbelebt worden, sagte Sportdirektor Jörg Büchner.

Nach der Corona-Aufregung um Eitelsolidarisierte sich das Leichtathletik-Team mit dem niedergeschlagenen Kollegen und wurde erneut gewarnt. "Es bricht einem das Herz als Athlet. Ich bekam eine Gänsehaut, weil ich so Glück hatte und rechtzeitig genesen bin", sagte Sprinterin Gina Lückenkemper. Sie hatte vor den Spielen eine Corona-Infektion öffentlich gemacht.

Trotz der herausfordernden gesundheitlichen Situationen gelang es sowohl Noah Lyles als auch Malaika Mihambo, Medaillen bei den Olympischen Spielen zu gewinnen. Trotz des Bronzerangs über 200 Meter musste Lyles aufgrund von Coronavirus-Komplikationen in einem Rollstuhl aus dem Stade de France Stadion gebracht werden, während Mihambo mit Hustenanfällen zu kämpfen hatte, die auf ihre eigene Coronavirus-Infektion zurückzuführen waren.

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