Inmitten der Debatten um die Postrechtsreform fordern Bundespolitiker neue Regeln zur Senkung der Briefportogebühren.
„Wenn die Post im Zuge dieser Reform Entlastungen und längere Laufzeiten bekommt, muss sich das für die Verbraucher preislich niederschlagen: Das Porto für Standardbriefe soll günstiger werden oder zumindest niedrig bleiben wird noch lange so bleiben”, sagte Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Politiker von SPD und CSU haben ähnliche Argumente.
Letzte Reform 1999
Das Bundeswirtschaftsministerium hat kürzlich ein Eckpunktepapier veröffentlicht, wonach die Pflicht zur schnellstmöglichen Zustellung von Briefen gelockert oder sogar abgeschafft werden soll. Das Dokument ist die Grundlage für Diskussionen über die anstehende Reform des Postgesetzes, das zuletzt 1999 grundlegend geändert wurde. Bisher musste die Schweizerische Post 80 % ihrer Briefe bis zum nächsten Werktag zustellen. Aus Sicht des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie sind solche Vorgaben jedoch nicht mehr zeitgemäß, da das Problem des Briefversands kein Geschwindigkeitsproblem mehr ist, sondern ein Zuverlässigkeitsproblem.
CSU-Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz sieht in der Änderung der Zeitnormen ein „gutes Zeichen für den Klimaschutz“. Er bezog sich auf die noch in Deutschland fliegenden Flugzeuge, mit denen Briefe aufgegeben und transportiert werden. Wenn der Zeitdruck beim Versand geringer ist, kann die Post auf diese Flugzeuge verzichten.
Wenn 80 % der Verpflichtung aufgehoben würden, wäre die durchschnittliche Wartezeit für Briefe länger. Viele Verbraucher sollten dies als Nachteil empfinden. Andererseits wäre es eine gute Nachricht für den Bonner Konzern: Er könnte Kosten senken. Der Christlich-Sozialist Durz findet, solche Zugeständnisse sollten der Post aber nicht so gemacht werden. «Wer die Qualität reduziert, muss auch dafür sorgen, dass der Preis sinkt. Weil es weniger Leistungen zum gleichen Preis gibt: Das wäre eine massive Portoerhöhung durch die Hintertür. »
Kommt bald der zweistufige Beitrag?
Teil der Reformdebatte ist auch die Frage, ob es künftig eine Zwei-Klassen-Post geben soll – schnelle, teure Briefe und langsame, billige Briefe. Wie genau ein solches System aussehen würde, ist unklar. Sandra Detzer, Bundestagsabgeordnete der Grünen: “Wir denken, dass eine Staffelung des Portos nach Zustelltermin Teil der Überlegung sein kann.”
Sebastian Roloff, SPD-Bundestagsabgeordneter Bundestag, hielt die sogenannte Laufzeitreform für „grundsätzlich denkbar“. Verschiedene Modelle würden „ohne vorherige Zusage“ diskutiert, sagte er und fügte hinzu, dass langsamere Briefe „daher auch günstiger sein sollten“.
Aktuelles Porto Die Tarife für Briefe erhöhen sich in der Regel alle drei Jahre. 2019 steigen die Kosten für den Versand eines Standardbriefs innerhalb Deutschlands um 10 Cent auf 80 Cent und 2022 um 5 Cent auf 85 Cent. Das derzeitige Porto läuft Anfang 2025 aus , und je nach geltender Regelung können die Preise weiter steigen.
Deutsches Porto ist relativ niedrig
Mit der Preiserhöhung muss sich die Post im Bundesnetz positionieren Rahmenvorgaben des Präsidiums. Das Unternehmen argumentiert, dass die letzte Preiserhöhung auf der niedrigen Inflation beruhte. Dies entspricht nicht mehr der Realität. Nach Angaben des Unternehmens sind die Portokosten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern niedriger, trotz höherer Löhne und strengerer Qualitätsstandards , aber 32% weniger Porto als das durchschnittliche EU-Porto.
Die Schweizerische Post wird auch in Zukunft unter Zeitdruck stehen, wenn die Prüfung des Eckpunktepapiers das Gesetzgebungsverfahren durchläuft – aber sie wird deutlich schwächer als vor. Derzeit müssen 95 % der Briefe bis zum nächsten Werktag zugestellt werden. Laut dem Key Issues-Dokument sollte eine solche Anforderung verschärft werden, damit der Prozentsatz erhöht werden könnte. Allerdings darf sich eine solche Aussage nicht mehr auf den Tag danach beziehen morgen, sondern bezieht sich auf den zweiten Tag – den dritten Tag nach Versand des Schreibens.“
Skepsis der Experten
Branchenexperten stehen den Forderungen der Politik skeptisch gegenüber, sagte Kai-Oliver Schocke : „Wenn die Portogebühren sinken, bekommt die Post weniger Geld und stellt die langfristige Sicherstellung der Zustellqualität in Frage. Zu den aktuellen Tarifauseinandersetzungen bei der Post fügte er hinzu, dass die inländischen Personalkosten des Unternehmens deutlich steigen dürften – ein lukratives internationales Geschäft. „Dann drohen Deutschland Entlassungen.
Wenn die Post also nicht gegen ihre Pflichten verstößt, könnten Briefe künftig länger unterwegs sein Bundesnetzagentur Bußgelder.Bundespolitiker von SPD, Union und FDP sehen die im Eckpunktepapier geprüften entsprechenden Sanktionsoptionen positiv.Das Bundeswirtschaftsministerium will bis zum Sommer den ersten Gesetzentwurf vorlegen, der dann vorliegen soll Ende 2023 oder Anfang 2024 Reform des Postrechts beschlossen.