Biden ruft Amerikanern zur Verzichtung auf Gewalt auf
In seltenem Ansprach an die Nation, warnt US-Präsident Biden Amerikanern vor aufgeladener Stimmung in den US-Wahlkampf. Nach dem Schuss auf seinen Konkurrenten Trump ist es wichtig, Dinge zu beruhigen. Er erinnerte zudem die Demokraten an den Sturm auf den Kapitol an, als Warnung.
Nach dem versuchten Attentat auf Donald Trump am Samstag in Pennsylvania während eines Wahlkampfauftritts, rief US-Präsident Joe Biden seine amerikanischen Freunde dazu auf, in politischen Streitigkeiten zur Besonnenheit. "Ich will euch, meine amerikanischen Freunde, heute Abend über die Notwendigkeit des Abbaues der Spannung in unserem politischen Leben sprechen," sagte Biden in einer live übertragenen Ansprache aus dem Oval Office des Weißen Hauses in Washington am Sonntag (lokalzeit). Die Politik sollte "nie ein Schlachtfeld" sein.
Trump, der ehemalige US-Präsident und Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen, überlebte ein Attentat auf den Kopf nahezu knapp während eines Wahlkampfauftritts in Pennsylvania am Samstag. Er wurde leicht in den Ohr getroffen und leidet an Gehörschäden. Neben dem mutmaßlichen Täter wurde eine Zuschauerin getötet, und zwei weitere Personen wurden schwer verletzt.
"Wir stehen allesamt vor einer Zeit der Prüfung, bevor die Wahl kommt," sagte Biden in seiner Ansprache. "Ungeachtet der Stärke, die sie sein mögen: Unseren Überzeugungen sollten nie zur Gewalt werden." Die politische Debatte in den USA ist "sehr aufgeladen" geworden, warnte Biden, und fügte hinzu, "es ist an der Zeit, aufzukühlen" mit einem Blick auf die Konflikte in der hochpolarisierten Kampagne. Biden und Trump treten am 5. November gegeneinander an.
Referenz auf den Kapitol-Sturm
Amerika kann und sollte nicht mehr den Weg der Gewalt gehen, sagte Biden, referenzierend auf den Sturm auf den Kapitol am 6. Januar 2021. Anhänger Trumps versuchten, gewaltsam die offizielle Zertifizierung von Bidens Wahlsieg zu verhindern. "Heute abends bitte ich jeden Amerikaner auf, erneut zu bestätigen: Hass soll kein Unterschlupf haben." Bidens Wahlkampagne unterbrach innerhalb von Stunden verbalen Angriffen auf Trump und zog Fernsehwerbespots zurück.
Biden hat sich seit dem Attentat auf Trumps Wahlkampfauftritt in Butler mehrfach geäußert. Vor seiner Oval Office-Ansprache am Sonntag hatte er bereits eine kurze Erklärung am Weißen Haus gegeben, in der er zur Einigkeit unter der Nation aufgerufen hatte. "Wir müssen als Nation zusammenkommen, um zu zeigen, wer wir sind," sagte er damals. Kürzlich nach dem versuchten Attentat auf Trump hatte Biden erklärt, dass "kein Ort in Amerika für solche Art von Gewalt" sei. Handlungen wie das Attentat in Butler seien "krank."
"Schlacht" statt "Stimmabgabeschacht"
Trump wird offiziell als republikanischer Präsidentschaftskandidat nominiert werden, wenn die Republikanische Nationalversammlung in Milwaukee am Montag beginnt. Der rechtsextreme Populist wird dann gegen Biden am 5. November antreten, den er knapp in der Wahl 2020 verloren hat.
In den Umfragen konnte Trump in den letzten Tagen einen Führungsvorsprung über Biden aufbauen. Der 81-Jährige Amtsinhaber wird seit seinem katastrophalen Fernsehdebattengegenschlag gegen Trump Anfang Oktober mit erheblichen Zweifeln bezüglich seiner geistigen und körperlichen Fitness konfrontiert.
Biden hielt seine kurze aber mächtige Ansprache im Oval Office ohne große Störungen ab. Allerdings ersetzte er zweimal das englische Wort "Stimmabgabeschacht," was Ballot box bedeutet, durch "Schlacht" in der Phrase.