Die Stiftung Bauhaus Dessau will mit neuen Formaten künftig noch mehr Menschen ansprechen. So soll auch das Bauhaus Museum Dessau ein Ort sein, «wo immer etwas Spannendes los ist», sagte die Direktorin der Stiftung, Barbara Steiner. Es sei geplant, unter anderem im Erdgeschoss des Neubaus einen Raum für Wechselausstellungen einzurichten. Zudem sollen auf der großen Fläche selbst verschiedene Präsentationen rund um das Bauhaus und zeitgenössische Kunst gezeigt werden. «Ich möchte, dass die Besucher beim Eintritt in das Museum schon so begeistert sein werden, dass sie unbedingt nach oben in die Ausstellung wollen», sagte Steiner. Hinzu kämen verschiedene neue Veranstaltungsangebote.
So plane die Stiftung eine Reihe in Dessau-Roßlau mit dem Titel «Die Freitagsgruppe». Das Thema beziehe sich zum einen auf die Fridays for Future-Bewegung, zum anderen auf die «Freitagsgruppe», die der Bauhäusler Ludwig Hilberseimer (1885-1967) in seinem Berliner Büro leitete, wie Steiner sagte. Damit würden heute wie damals gesellschaftliche Herausforderungen aufgenommen – zu den sozio-ökonomischen kämen ökologische hinzu.
Die Frage der ersten Ausgabe der Veranstaltungsreihe laute: «Können Städte sich selbst versorgen?». Kurzvorträge, Film, Diskussionen zu «Urban Farming» – (Landwirtschaft/Produktion von Lebensmitteln in der Stadt) – werden durch ungewöhnlichere Formate ergänzt, wie etwa das «Sauerkraut-Speed-Dating», sagte Steiner. «Hier sollen Menschen zusammenkommen, die wissen wie man Sauerkraut herstellt und die, die es wissen wollen», erklärte sie. Dazu werde auch das gemeinsame Essen und Trinken vor Ort eine wichtige Rolle spielen.
Der ernste Hintergrund sei, dass Menschen angesichts des Klimawandels nach Möglichkeiten suchten, wie sie dem ganz praktisch begegnen können. Dazu gehöre zum Beispiel der Anbau und die Haltbarmachung von Lebensmitteln, auch um Verschwendung und lange Transportwege zu vermeiden. Die Veranstaltung will diese Einzelbestrebungen in einen größeren gesellschaftlichen Kontext setzen, sagte Steiner.
Das Bauhaus wurde 1919 von dem Architekten Walter Gropius (1883-1969) in Weimar gegründet. Es zog angesichts der politischen Verhältnisse nach Dessau um. In der Stadt erlebte die Schule für Architektur, Kunst und Design ihre Blütezeit. Auf politischen Druck ging das Bauhaus von Dessau nach Berlin. Dort wurde es 1933 von den Nazis endgültig geschlossen.
Die Stiftung Bauhaus Dessau beherbergt mit rund 49 000 katalogisierten Exponaten nach Berlin die zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus. 2019 wurde in der Stadt das Bauhaus Museum Dessau eröffnet. Zentraler Teil des Neubaus ist die Schau im Obergeschoss. Unter dem Motto «Versuchsstätte Bauhaus: Die Sammlung» wird das Leben und Arbeiten an der berühmten Schule und deren Zeit anhand von rund 1000 Exponaten thematisieren.
Nach einem Rückgang in der Corona-Pandemie, die 2020 in Deutschland angekommen war, zog es 2022 nach Angaben der Stiftung rund 135 000 Menschen zu den Bauhausstätten nach Dessau. Dazu gehören das ehemalige Schulgebäude mit markanter Glasfassade und die Siedlung Meisterhäuser, wo Bauhausgründer Gropius und Bauhauslehrer wie Lyonel Feininger und Wassily Kandinsky lebten.