Der Anschlag auf eine ehemalige Synagoge in Oberfranken hatte Ermittlern zufolge einen rechtsextremen Hintergrund. Ein 21-jähriger Tatverdächtiger wurde am 5. Januar festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Bamberg und das Polizeipräsidium Oberfranken am Dienstag mitteilten. Der Mann wird verdächtigt, in der Silvesternacht die Fensterscheiben der ehemaligen Synagoge in Ermreuth (Kreis Forchheim) beschädigt zu haben. Anschließend soll er versucht haben, Feuerwerkskörper anzuzünden und durch zerbrochene Fenster zu werfen, um die ehemalige Synagoge in Brand zu setzen.
Überwachungsaufnahmen und Zeugenaussagen führten die Ermittler zu dem 21-jährigen Verdächtigen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach eigenen Angaben weiterhin wegen krimineller Hintergründe. Es könne nach derzeitigem Kenntnisstand und der Tatausführung spekuliert werden, dass es sich um eine antisemitische Straftat mit rechtsextremistischem Hintergrund handele.
Nach der Festnahme des jungen Mannes hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl beantragt. Aufgrund dieser Informationen wies der Untersuchungsrichter am Landgericht Bamberg die Klage ab, da seiner Ansicht nach keine Fluchtgefahr bestehe. Damit ist der Verdächtige nun wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft legte jedoch Berufung gegen die Entscheidung ein. Über die Haft muss nun das Landgericht Bamberg entscheiden.
Das Dorf Ermreuth hat rund 900 Einwohner und ist ein Ortsteil der Marktgemeinde Neunkirchen am Brand. Das zweigeschossige Gebäude der ehemaligen Synagoge stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde bis etwa 1930 für jüdische Gottesdienste genutzt. Während der nationalsozialistischen Pogrome im November 1938 wurde das Gebäude geschändet und entweiht, aber nicht zerstört. Seit ihrer Renovierung in den 1990er Jahren ist die ehemalige Synagoge eine Dauerausstellung zum jüdischen Leben in der Gegend. Dort finden auch kulturelle Veranstaltungen statt.