Digitalisierungsprofis erfassen auf der Leuchtenburg erste Objekte der Ausstellung «Porzellanwelten». Das Team der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena startete am Dienstag mit einer acht Meter hohen Vase, wie eine Sprecherin der Stiftung Leuchtenburg mitteilte. Von insgesamt zehn Werken wollen die Experten in dieser Woche digitale Zwillinge anfertigen. Neben dem größten Objekt will das Team auch das kleinste Stück der Sammlung aufnehmen: Die vier mal drei mal drei Millimeter kleine Kanne ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen.
Um die nach Angaben der Stiftung größte Vase der Welt digital festzuhalten, wurde der Ausstellungsraum auf der Leuchtenburg in ein Fotostudio verwandelt. Meterlange Stoffbahnen rund um das aus 360 gegossenen Waben zusammengesetzte Porzellanwerk sorgten für das richtige Licht. Zwei Kameras an Stativen nahmen in mehreren Abschnitten Fotos vom Objekt auf.
Die Aufnahmen werden anschließend zusammengefügt und so aufbereitet, dass sie jeder Interessierte weltweit betrachten kann. Außerdem sollen Nutzer Wissenswertes zum Objekt abrufen können. Um das kulturelle Erbe für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen, sollen die digitalen Doppelgänger nach Angaben der Stiftung auf den Online-Portalen Digicult und der Deutschen Digitalen Bibliothek veröffentlich werden.
Die im Jahr 1221 erstmals erwähnte Leuchtenburg in Seitenroda südlich von Jena zählt zu den am besten erhaltenen Burgen Deutschlands. Die Stiftung Leuchtenburg kaufte sie 2007 nach Jahren des Leerstands von der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft. Mit zehn Millionen Euro Fördermitteln und vier Millionen Euro aus Stiftungsmitteln wurden weite Teile der Anlage renoviert und Gebäude neu gebaut, die Ausstellung «Porzellanwelten» entstand. Im Jahr 2019 – vor der Pandemie – kamen knapp 90 000 Besucher auf die Burg.