Bei der seit Mittwoch andauernden Evakuierung des Dorfes Lützerath wurden mehr als 70 Polizisten verletzt, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die meisten von ihnen seien bei den Protesten gegen Kohle am Samstag verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Verletzungen seien nur zum Teil auf die Gewalt der Demonstranten zurückzuführen. So verstauchten sich zum Beispiel auch einige Beamte auf dem schlammigen Untergrund die Knöchel. Auch Demonstranten wurden verletzt. Niemand weiß, wie viele es sind. Seit Beginn der Räumungen in Lützerath am Mittwoch wurden rund 150 Strafverfahren wegen Widerstands gegen die Polizei, Körperverletzung und Landfriedensbruch eröffnet.
Die Sprecherin der militanten Gruppe „Lützerath lebt“ nahm die Vorwürfe vom Sonntag gegen die Polizei ernst. Bei der Demonstration am Samstag habe es „ein alarmierendes Ausmaß an Polizeigewalt“ gegeben. Ein Mitglied aus den Reihen der Demonstranten wurde in Lebensgefahr ins Krankenhaus gebracht. Das Verfahren zur Evakuierung von Lützerath selbst war hektisch und rücksichtslos. „Es ist ein Wunder, dass hier niemand gestorben ist“, sagte die Sprecherin. Die Polizei wies den Vorwurf zurück und versicherte ihnen, dass sie mit äußerster Vorsicht vorgehen würden.
Das Dorf Lützerath im Kreis Erkelenz westlich von Köln ist seit mehreren Tagen von der Polizei abgeriegelt. Doppelzaun. Eine Handvoll Gebäude in der Siedlung werden abgerissen, damit der Energiekonzern RWE in der darunter liegenden Braunkohle graben kann. Unterdessen demonstrierten am Samstag Tausende Menschen im benachbarten Stadtteil Keyenberg. Die Polizei sagte, dass 15.000 Menschen teilgenommen haben, während die Organisatoren die Zahl auf 35.000 bezifferten. Außerhalb der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.